der See verschimmelte mit leisem Dehnen, — zerflossne Perlen oder Wolkentränen? Es rieselte, es dämmerte um mich, ich wartete, du mildes Licht, auf dich. ^nd das Warten wird in der unheimlich stillen, dunklen Nacht zur glühendsten Sehnsucht nach Licht: Die Zweige zischelten an meinen Fuß wie Warnungsflüstern oder Todesgrutz; — — mir war, als müßte etwas Rechnung geben, als stehe zagend ein verlornes Leben, als stehe ein verkümmert Herz allein, einsam mit seiner Schuld und seiner Pein. Da, auf die Wellen sank ein Silberflor, und langsam stiegst du. frommes Licht, empor; — — an jedem Zweige sah ich Tropfen blinken, und jeder Tropfen schien ein Kämmerlein, drin flimmerte der Heimatlampe Schein. Mit ähnlichen dunklen Schauern überwältigt der geheime Zauber der stillen Dämmerung ein andermal die Dichterin, während sie ver¬ spätet im Walde „im Moose" liegt: Ich lag und dachte, ach! so manchem nach, ich hörte meines eignen Herzens Schlag, fast war es mir, als sei ich schon entschlafen. Vergangenheit und Zukunft und selbst ihr eigenes Sterben ziehen in fernen Bildern an ihr vorüber: und noch zuletzt sah ich gleich einem Rauch, mich leise in der Erde Poren ziehen. Ich fuhr empor und schüttelte mich dann wie einer, der dem Scheintod erst enttann, und taumelte entlang die dunklen Hage, noch immer zweifelnd, ob der Stern am Rain sei wirklich meiner Schlummerlampe Schein oder das ewge Licht am Sarkophage. Das Höchste in dieser Art aber hat Annette wohl in dem Gedichte „Im Grase" erreicht; hier ist jeder Zug eine wunderbare Eingebung, jeder Strich ein Sieg höchster Dichterkraft und reifster Persönlichkeit; da sind Fülle bildlicher Anschauung, Glut des Gefühls und Gedanken¬ reichtum überwältigend vereinigt, und das Ganze umfließt ein süßer Wohllaut. Träumerisch streckt sich die Dichterin ins weiche, duftende Neuland. VII—IX in 1 Bande. 22