Uhlarid. 95 Tie edeln Sagen und Gesänge wert, Darum erlaß ich dir die Fordrung nicht. Balder. Ein Märchen ist oft süß wie Zyperwein, 30 Wie Früchte duftig und wie Vögel Und manch ein altertümlich Heldenlied Ertönt wie Schwertgeklirr und Schildesklang, Drum war mein Irrtum wohl nicht allzugroß. Zwar weiß ich nicht so Herrliches zu melden, 35 Doch ehrt ich gern den löblichen Gebrauch. Vernimm denn, was in heitrer Mondnacht jüngst Ein Schiffsgenoß auf dem Verdeck erzählt! Richard. Noch einen Trunk, mein Gast! Beginne dann! Balder. Zween nordsche Grafen hatten manches Jahr 40 Das Meer durchsegelt mit vereinten Wimpeln, Vereint bestanden manch furchtbaren Sturm, Manch heiße Schlacht zur See und am Gestad, Auch manchesmal im Süden oder Osten Auf blühndem Strand zusammen ausgeruht; 45 Jetzt ruhten sie daheim auf ihren Burgen, In gleiche Trauer beide tief versenkt, Denn jeder hatt ein treues Ehgemahl Unlängst begleitet nach der Ahnengruft. Doch sproßt auch jedem aus dem düstern Gram 50 Ein süßes, ahnungsvolles Glück herauf: Dem einen blüht ein muntrer Sohn, Der andre pflegt ein liebes Töchterlein. Um ihren alten Freundschaftsbund zu krönen Und dauerndes Gedächtnis ihm zu stiften, 55 Beschlossen sie, die teuern Sprößlinge Dereinst durch heilge Bande zu verknüpfen. Zween goldne Ringe ließen sie bereiten, 7*