15 Der Geist des Herrn den Dichter zeugt, Die Erde mütterlich ihn Taugt, Auf deiner Wogen blauem Schooss Wiegt feine Phantasie ihn gross. Der blinde Sänger stand am Meer, Die Wogen rauschten um ihn her, Und Riesenthaten goldner Zeit Umrauschten ihn im Feierkleid. Es kam zu ihm auf Schwanen- fchwung Melodisch die Begeisterung, Und Ilias und Odyssee Entstiegen mit Gesang der See. Hätt' er gesehn, wär' um ihn her Verschwunden Himmel, Erd' und Meer; Sie sangen vor des Blinden Blick Den Himmel, Erd’ und Meer zurück. Fr. Stolberg. 15. Lied eines schwäbischen Ritters an seinen Sohn, Sohn, da hast du meinen Speer; Meinem Arm wird er zu schwer! Nimm den Schild und dies Ge¬ schoss, Tummle du fortan mein Ross! Siehe, dies nun weifse Haar Deckt der Helm schon fünfzig Jahr, Jedes Jahr hat eine Schlacht Schwert und Streitaxt stumpf gemacht. Herzog Rudolf hat dies Schwert Axt und Kolbe mir verehrt, Denn ich blieb dem Herzog hold, Und verschmähte Heinrichs Sold! Für die Freiheit floss das Blut Seiner Rechten! Rudolfs Muth That mit seiner linken Hand Noch dem Franken Widerstand. Nimm die Wehr und Wappne " - dich, Kaiser Konrad rüstet sich! Sohn, entlaste mich des Arms Ob der Schwäche meines Arms! Zücke nie umsonst dies Schwert Für der Väter freien Herd! Sei behutsam auf der Wacht, Sei ein Wetter in der Schlacht! Immer fei zum Kampf bereit, Suche stets den wärmsten Streit Schone dess, der wehrlos fleht, Haue den, der widersteht! Wenn dein Haufe wankend steht, Ihm umsonst das Fähnlein weht, Trotze dann, ein fester Thurm, Der vereinten Feinde Sturm! Deine Brüder frais das Schwert, Sieben Knaben, Deutschlands werth! Deine Mutter härmte sich Stumm und starrend, und erblich. Einsam bin ich nun und schwach; Aber, Knabe, deine Schmach Wär’ mir herber siebenmal, Denn der sieben andern Fall. Drum so scheue nicht den Tod, Und vertraue deinem Gott! So du kämpfest ritterlich, Freut dein alter Vater sich! Fr. Stolberg,