40 mit ihrer Gespielin Hildburg und vielen anderen Jungfrauen. Auf dem Wülpensande wird eine furchtbare Schlacht geschlagen; aber die Räuber entkommen mit ihrer Beute; dreizehn Jahre lang müssen die Gefangenen die Mißhandlungen der harten Königin Gerlind erdulden, da nahen endlich die Rächer und finden die Jungfrauen am Meeresstrande. Nach langem Harrn und Warten sahn sie auf dem Meer Zwei in einer Barke, und anders niemand mehr. Da sprach Frau Hildeburg zu Gudrun der reichen: „Dort kommen zwei gefahren: deinen Boten scheinen die zu gleichen." Da sprach die Jammersreiche: „O weh mir armen Maid: Jammer schafft mir alles, die Freude wie das Leid. Sind es Hildens Boten, sollen die so mich finden Waschen auf dem Grieße, die Schande könnt ich nimmer überwinden. Ich arme Gottverlass'ne, ich weiß nicht, was ich thu': Traut Gespiel, Hildeburg, gieb deinen Rat dazu. Soll ich von hinnen weichen oder mich hier finden Lassen in der Schande? Lieber hieß' ich immer Ingesinde." Da sprach zu ihr Frau Hildburg: „Ihr seht wohl, wie es steht: In so hohen Dingen fragt nicht, was Hildburg rät. Ich leiste mit euch gerne alles, was ihr thut: Ich will bei euch verbleiben, es ergeh' euch übel oder gut." Da wandten sie sich beide und gingen eilends fort. Doch waren schon so nahe die Männer jenem Ort, Daß sie die Wäscherinnen sahen an dem Strande; Da wurden sie wohl inne, daß sie wollten fliehn von den Gewänden. Sie sprangen aus der Barke und riefen ihnen nach: „Ihr schönen Wäscherinnen, wohin ist euch so jach? Wir sind fremde Leute, das mögt ihr an uns spüren: Scheidet ihr von hinnen, die reichen Kleider werdet ihr verlieren." Sie stellten sich, als hätten sie nichts davon vernommen, Obwohl zu ihren Ohren die Stimme war gekommen; Zu laut gesprochen hatte Herwig der König. Daß er seiner Trauten so nah wär', des versah der Held sich wenig. Da sprach der Held von Seeland: „Ihr Mädchen minniglich, Wem gehören diese Kleider? des bescheidet mich. Hört ohne Falsch uns bitten: zu Ehren allen Maiden, Ihr minniglichen Frauen, sollt ihr nicht von dem Gestade scheiden." Da sprach die edle Gudrun: „Ich deuchte mich geschmäht, Da ich ein Mädchen heiße, und ihr mich habt gefleht