Lebensbilder. 131 Ich will euch dahin ein Stückchen begleiten; Denn das hilft mehr als sprechen und deuten." Sie legte die Sichel aus der Hand Und führte, nicht achtend der Sonne Brand, Mit dienstbeflisf'ner Gefälligkeit Die Wanderer tausend Schritte weit; Dann sagte sie freundlich: „Gott befohlen!" Und rasch wie geflügelt an den Sohlen Lief sie hinwieder an ihren Ort Und setzte fröhlich die Arbeit fort. „O, wie verschieden die Menschen sind!" Hub Petrus an. Das dienstliche Kind Und jener Schlafratz gleichen sich schier An Geist so wenig als Engel und Tier. Gib, Herr, dem Mägdlein lobesan Zum Ehrenlohn einen wackern Mann!" „Ihr Los," sprach Christus, „ist schon bestimmt, Doch, wie es vielleicht dich wunder¬ nimmt ; Denn jenen Schläfer im grünen Schatten Bekommt sie dereinst zum Ehe¬ gatten." „Ach, Meister," rief Petrus, „das ist wohl Scherz! Der bloße Gedanke betrübt mein Herz. Anstatt zu belohnen die gute Maid, Willst du sie strafen auf Lebenszeit?" „Mit nichten;" versetzte der Himmels¬ fürst, „Laß dich belehren, daß du dich irrst! Zu Nutz und Frommen beider Genossen Ward diese Ehe von mir beschlossen. Des Weibes Fleiß belebe den Mann Und sporne den Trägen zum Mit¬ fleiß an, Damit der Tagedieb nicht verderbe Und ehrlich und redlich sein Brot erwerbe. Das Hauptwerk muß sie dann frei¬ lich thun, Auf ihr wird ein Berg von Sorgen ruh'11; Doch heilsam ist der Druck der Be¬ schwerden, Sie möchte sonst eitel und üppig werden. So aber sich haltend im Gleichgewicht, Geh'n beide durchs Leben fromm und schlicht Und kommen am Ziel der Erdenbahn Einst fröhlich zusammen im Him¬ mel an." Nach Langbein. 26. Wie und was. Der Perser Schah Rief einst zusammen einige Weisen: „Gebt Antwort mir auf diese Frage: Wann ist das Ende meiner Tage?" Sie grübelten und kombinierten Und sagten, was sie ausstudierten: „Du wirst vor allen deinen Verwandten sterben." 9*