256 IV. Erzählungen, Balladen und Romanzen. 63. „Das sind mir schlechte Dienste," beklagte sich sein Weib; „die kosten unsern Feinden Leben nicht noch Leib. Der uns rächen sollte, läßt jenen Ruh' und Frieden. Das ist der Dank des Grafen für all die Äuld, die ihm beschieden. 64. Bitter rief der Fiedler: „Äehre Königin, dürfte ich als solche Euch nennen Lügnerin, ich spräche: Teuflisch habt Ihr Rüdeger geschmält! Es hat an seinen Diensten Euch hier wahrhaftig nicht gefehlt! 65. Er griff es an so eifrig, was Etzel ihm gebot, daß er und sein Gefolge darüber fand den Tod. Selber sollt Ihr's sehen, daß jeder Zweifel weiche!" Dann trugen die Burgunden vor den Saal des Ritters Leiche. 66. Unsagbar großen Jammer schuf der Anblick allen. Wie Löwenstimme dröhnend hörte man erschallen den Weheruf des Königs. Sein Weib auch klagte sehr. Untröstlich waren beide, daß tot ihr Markgraf Rüdeger. IV. Erzählungen, Balladen und Romanzen. 3) Sagenhafte Stoffe. 83. Das Schlauraffenland. Nach ans Sachs. Eine Gegend heißt Schlauraffenland, den faulen Leuten wohlbekannt, die liegt drei Meilen hinter Weihnachten. Ein Mensch, der dahinein will trachten, 5 muß sich des großen Dings vermessen und durch einen Berg von Kuchen essen, der ist wohl dreier Meilen dick. Alsdann ist er im Augenblick in demselbigen Schlauraffenland, 10 da hat er Speis und Trank zur Land, da sind die Ääuser gedeckt mit Fladen, Lebkuchen Tür' und Fensterladen;