60 wendig und konnten ein Lied mit der Flöte oder der Zither begleiten. Viel mehr Zeit ward auf die körperlichen Übungen verwendet, auf die Stärkung des Mutes und die Gewöhnung an Ausdauer und Gehorsam. Den größten Teil des Tages wurde geturnt, geklettert, gerungen, gesprungen und um die Wette gelaufen. Dazu kamen Übungen im Waffenkampfe, im Diskos¬ und Speerwerfen. Zur Abwechslung wurden kriegerische Tänze aufgeführt, und an den Festtagen gab es große Besichtigung durch die älteren Männer, vor deren Augen jeder sich bemühte der Tüchtigste zu sein. Auch härtete man die Knaben ab, indem man sie alljährlich am Altare der Artemis bis aufs Blut geißelte, ohne daß sie einen Schmerzcnslaut ausstoßen durften. Vor allen Dingen wurden die jungen Spartaner zur Ehrfurcht gegen ältere Lente angehalten, und diese schöne Sitte übten sie auch im späteren Leben. Einst saßen ein paar spartanische Gesandte auf den ihnen angewiesenen Ehren¬ plätzen im Theater zu Athen. Da trat ein Greis herein mit weißem Haar, einen Stab in der Hand. Vergebens suchte er nach einem Sitz; alle Plätze waren besetzt. Da erhoben sich die Spartaner, nötigten den Greis Platz zu nehmen und beschämten so die unhöflichen Athener. Das war das Leben des spartanischen Knaben und Jünglings bis zum zwanzigsten Jahre. Von nun an durfte er mit in den Krieg ziehen, erhielt die Aufsicht über die jüngeren Knaben und hatte das Recht, an den gemein¬ schaftlichen Mahlzeiten der Männer teilzunehmen. 52. Die Seeschlacht bei Salamis. Am frühen Morgen des 20. Sept. 480 v. Chr. erhielten die Griechen auf der Flotte bei Salamis sichere Kunde, daß sie von den Persern eingeschlossen und jeder Möglichkeit des Entrinnens beraubt seien. Sofort waren sie entschlossen bis aufs äußerste zu kämpfen. Freilich war die Zahl ihrer Schiffe weit geringer als die der persischen — 385 gegen mehr als 900 — doch die Enge des Kampfplatzes verhinderte die Perser ihre ganze Macht gleichzeitig ins Gefecht zu führen. Nachdem die Schiffe sich zum Angriff geordnet hatten, stimmten die Griechen den Schlachtgesang an, daß die Felsen der Insel wiederhallten. Dann ließ Eurybiades das Zeichen zum Vorrücken geben, die Feldherrn der einzelnen Abteilungen wiederholten das Kommando. Mit dem Rufe: „Vorwärts, ihr Söhne der Hellenen, rettet das Vaterland!" ruderten die Griechen auf die Feinde los. Die Perser hatten in Schlacht¬ ordnung die Bewegungen der griechischen Flotte bewacht; jetzt erhoben sie ein barbarisches Kriegsgeschrei und fuhren ihr kühn entgegen. Dem linken Flügel der Griechen, wo die Athener standen, hatten sie ihre tapfersten See¬ leute, die Phöniker, gegenübergestellt, den auf dem rechten Flügel stehenden