307 schützt, während die obere sich an der Luft zersetzte und ihre Reste in unkenntlicher Zorm dem Moor beimischte. Wir haben hier die Geschichte eines baumhaltigen Moores geschrieben. Selbstverständlich sind die Bäume zur Entstehung eines Torfmoores nicht er¬ forderlich; siedelt sich das Moos in einem nassen Grunde an und wird sein Wachstum nicht durch gelegentliche Zeit der Trockenheit gestört, so wächst es für sich; die untersten, feit vielen Jahrhunderten abgestorbenen Schichten desselben werden schwarz und bilden toten Torf, während die oberen weiter wachsen. Oder das Moospolster stirbt ab und bleibt trocken; dann verwandelt es sich ganz und gar in schwarzen Torf. So kann man zwei Arten von Mooren unterscheiden, tote und lebende; die einen sind in früherer Zeit gebildet, enthalten nur schwarzen Torf und wachsen nicht wieder an, wenn man sie ausbeutet; die andern find bloß im unteren Teile schwarz, darüber liegt eine meist von Einschieben rot ge¬ färbte Schicht erst kürzlich abgestorbener Pflanzen, und darüber die noch lebende Gewächsmafse, die oben fortwächst, während man unten ihre Erzeugnisse her¬ auszieht. Die Torfmoore gehören zu den Gegenständen, an denen mau so recht sehen kann, wie mächtig die Kleinen in der Natur durch ihre große Zahl werden können. Der Raum, den sie auf der Erde einnehmen, ist von ungeheuerer Größe. Bekannt ist die gewaltige Ausdehnung der Moore von Westhannover und Frießland; Ansammlungen von ähnlicher Stärke finden sich an vielen an¬ deren Stellen der Erde. Rechnet man dazu, daß die (oder manche) Steinkohlen¬ lager nach der allerdings nicht unbestrittenen Annahme vieler Geologen nichts auderes sind als fossile Torflager, so niuß man zugeben, daß die Torfmoore in der Geschichte der Welt eine sehr bedeutende Rolle gespielt habeu. Aber auch wenn man von der Steinkohle absieht, bleibt dieser Satz bestehen; denn in beit nassen Niederungen schafft der Torf die Grundlage, auf der später Wiesen und Wälder grünen. Das Paradies der Torfmoose in der Gegenwart ist in Irland und Schott¬ land zu suchen, deren feuchtes Hlima ihr Wachstum ungemein befördert. Die lebenden Moore bilden dort hügelige Polster, welche kirchturmhoch über das Land emporragen. Mete find gar nicht betretbar, der Unkundige, der sich auf sie wagt, versinkt darin; andere haben trockene Stellen, die beschritten werden können. Hie und da kann die Schwammigkeit des Materials zu sonderbaren llnglücksfällen führen: vor einigen Jahren platzte in Nordschottland ein mäch¬ tiges lebendes Torfmoor unter der Wucht des von ihm eingesogenen Wassers, lind aus dem Innern des geborstenen Hügels ergoß sich, wie Lava aus einem Vulkan, ein fürchterlicher Strom von zähem Torffchlamm, floß meterhoch in die Straßen eines benachbarten Dorfes, drückte einige Häuser um, quoll drei Nächte und zwei Tage unaufhörlich weiter und versetzte die Anwohner in Zustände, wie sie sonst eben nur durch Schlammvulkane zuwege gebracht werden. 20*