13. Der Schweizerbund. 4. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter— drückers vernahm, und die That des kühnen Schützen Tell verlieh allen einen höheren Mut. Allein noch war die Nacht des Neujahrs nicht gekommen; sie kam — und nun ging einer der Jünglinge, die auf dem Rütli geschworen hatten, zur Burg Roß berg in Oberwalden. Drinnen kannte er eine Magd, die zog ihn hinauf aus dem Burggraben, worauf der oben Angekommene mit demselben Seile den 20 anderen, ebenfalls mit ihm gekommenen Männern, auch herauf half. Als alle oben waren, bemeisterten sie sich des Amtmanns und seiner Knechte und dann der ganzen Burg. Als es Tag war, ging Landenberg aus der königlichen Burg bei Sarnen heraus, um die Messe zu hören. Da kamen ihm aus Unterwalden zwanzig Männer entgegen und brachten ihm Hühner, Ziegen, Lämmer und andere Gaben zum Neujahrsgeschenk. Der Vogt hieß sie freundlich in die Burg hineingehen; aber einer von den Schweizern stieß, unter dem Thorweg angelangt, in sein Horn. Schnell zogen alle scharfe Eisen hervor, steckten die— selben auf ihre Stäbe und nahmen nun die Burg ein; dabei kamen ihnen 39 andere zu Hilfe, die im Erlengebüsch versteckt gewartet hatten. Landenberg floh erschrocken über die Matten nach Alpenach. Aber er wurde gefangen und mußte mit allen zu ihm gehörigen schwören, die Waldstätte ewiglich zu meiden. Dar— nach gestatteten sie ihm, nach Luzern abzuziehen. Keinem wurde Leides gethan. Die Leute von Uri zogen hinaus und nahmen Geßlers Zwinghof ein. Hoch loder; ten die Freudenfeuer auf den Alpen. Das war der Freiheit Neujahr (1. Januar 1308). Am nächstfolgenden Sonntage kamen die Boten der drei Länder zusammen und beschworen den Bund wieder auf 10 Jahre; derselbe dauert ewiglich und wurde oft erneuert, z. B. nach dem Siege bei Morgarten 1315. 5. Alle ferneren Versuche Osterreichs, das Land zu unterjochen, miß— langen. Heldenkühn traten die Eidgenossen den feindlichen Heeren entgegen, und ihre Tapferkeit, ihre Vaterlandsliebe, ihr Gottvertrauen erfochten in einer Reihe von Schlachten die glorreichsten Siege. Einst standen ihnen auf dem Schlachtfelde bei Sempach 1386 die Feinde in schwerer Rüstung Mann an Mann, gleich einer Eisenmauer, gegenüber. Da rief einer der Eidgenossen, der wackere Arnold von Winkelried, den Seinen zu: HLiebe Brüder, ich will euch eine Gasse machen; sorget für mein Weib und meine Kinder“ Und alsbald sprang er vor, umfaßte mit beiden Armen so viele der feind— lichen Speere, als er konnte, drückte sie sich in den Leib und riß Mann und Speer mit sich zu Boden. Durch die entstandene Lücke drangen die Eid— genossen sogleich ein und zersprengten und zermalmten das ganze stolze Heer der Feinde So verteidigte die Schweiz ihre Unabhängigkeit gegen Oster—⸗ reichs Eroberungsversuche Abe sie löste sich seitdem auch mehr und mehr vom deutschen Reiche und wurde endlich als eigener Freistaat ganz davon getrennt. Zsch ůo0r I2.