386 VIII. Lieder aus dem allgemeinen Menschenleben und aus der Natur. den Flüchtling der Gesang zurück, in der Natur getreuen Armen von kalten Regeln zu erwärmen. 194. Tiefe Schatten. Von Theodor Storm. 1. In der Gruft bei den alten Särgen steht nun ein neuer Sarg, darin vor meiner Liebe sich das süßeste Antlitz barg. 2. Den schwarzen Deckel der Truhe verhängen die Kränze ganz; ein Kranz von Myrtenreisern, ein weißer Syringenkranz. 3. Was noch vor wenig Tagen im Wald die Sonne beschien, das duftet nun hier unten: Maililien und Buchengrün. 4. Geschlossen sind die Steine, nur oben ein Gitterlein; es liegt die geliebte Tote verlassen und allein. 5. Vielleicht im Mondenlichte, wenn die Welt zur Ruhe ging, summt noch um die weißen Blüten ein dunkler Schmetterling. 195. O bleibe treu den Toten! Von Theodor Storm. 1. O bleibe treu den Toten, die lebend du betrübt; o bleibe treu den Toten, die lebend dich geliebt! 2. Sie starben; doch sie blieben auf Erden wesenlos, bis allen ihren Lieben der Tod die Augen schloß.