Z10 Epische Poesie. IX. Spruchdichtung. L. Lyrische Poesie. X. Weltliche Lieder 111. Wert der Freundschaft. Von Friedrich Boden st edt. Wenn jemand schlecht von deinem Freunde spricht, Und scheint er noch so ehrlich, glaub' ihm nicht! Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht, Mißtrau' der Welt und gib dem Freunde recht! 5 Nur wer so standhaft seine Freunde liebt, Ist wert, daß ihm der Himmel Freunde gibt. Ein Freundesherz ist ein so seltner Schatz, Die ganze Welt beut nicht dafür Ersatz. Ein Kleinod ist's voll heil'ger Wunderkraft, 10 Das nur bei festem Glauben Wunder schafft; Doch jedes Zweifels Hauch trübt seinen Glanz, Einmal zerbrochen, wird's nie wieder ganz. Drum, wird ein solches Kleinod dir beschert, O, trübe seinen Glanz nicht, halt es wert, 15 Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt Als einen Ring nur, der dies Kleinod hält, Dem dieses Kleinod selbst erst Wert verleiht; Denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht. Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich, 20 Bleibt dir ein Freundesherz, so bist du reich; Und wer den höchsten Königsthron gewann Und keinen Freund hat, ist ein armer Mann. 112. Die Rose. Von Friedrich Boden st edt. Der Rose süßer Duft genügt, Und wer sich mit dem Duft begnügt, Man braucht sie nicht zu brechen; Den wird ihr Dorn nicht stechen. 113. Denkspruch. Von Ferdinand Groß. Wenn du in Groll und Zwist Mit einem deiner Nächsten bist, So denke, daß vielleicht schon morgen, Enthoben aller Erdensorgen, Vorbei das Leben ist Und mit dem Leben auch —- der Zwist.