10 7. Die Cronberger Schlacht. bänden auf den Friedhöfen der Frankfurter Dörfer, wohingegen die Städter durch Umhauen und Abschälen der Wälder das feindliche Geschlecht empfindlich trafen. Der Schaden, der so beiden Teilen erwuchs, verstärkte die Erbitterung. Da beschloß die Bürgerschaft, durch einen großen Zug die verhaßten Gegner 5 zu demütigen und das böse Raubnest zu brechen. Was an Bewohnern der Stadt überhaupt waffenfähig war, wurde aufgeboten; dazu kamen noch Flüchtlinge aus anderen Reichsstädten und zahlreiche Söldner; es war das größte Aufgebot, das die Reichsstadt je ins Feld gestellt hat. Stolz zog das Heer in drei Abteilungen dahin. Voran ritt der Schultheiß Winter von Wasen. 10 Ihm folgten, um das Stadtbanner geschart, als erster Haufe die Angehörigen der regierenden Geschlechter, nach Ritterart von ihren Knechten begleitet. Den zweiten führte der ältere Bürgermeister Jakob Lentzel: es waren die Männer der Handwerke; der Mannschaft jeder Zunft ward ihr Zeichen vorangetragen. Dem dritten Haufen, den Söldnern und den Flüchrlingen der anderen Städte, 15 wehte das Reichsbanner voran; hier befehligte der Söldnerhauptmann Philipp Breder von Hohenstein. Den Zug begleitete auch eine stattliche Zahl von Wagen mit Zelten und Kriegsmaterial. Auch einige Büchsen (Kanonen) wurden mitgeführt ; sie sollten die Mauern der Burg zusammenschießen und so die Erstürmung vorbereiten. 20 Was auf dem Wege nach Cronberg an Gehöften und Dörfern der Gegner lag, verbrannte man und führte die Bewohner als Gefangene mit. Auch an den Wäldern der Cronberger Herren ließen die Erbitterten ihre Zerstörungswut aus. Sie mochten wohl gehofft haben, durch das dichte Gehölz unbemerkt an 25 die feindliche Burg gelangen zu können; aber ihre vernichtende Tätigkeit hatte sie verraten. Die Cronberger waren auf der Wacht und sandten eilig dem Pfalzgrafen Nachricht von der Gefahr. Wie groß die Zahl der Heranrücken¬ den war, lieh sich von der Burg aus wohl nicht ohne weiteres feststellen, sonst hätten die Herren sich gewiß gehütet, mit ihrer kleinen Schar einen Ausfall 30 zu machen. Trotz ihrer Tapferkeit erlagen sie, nnd der Schultheiß konnte eine Anzahl von ihnen zugleich mit der Siegesbotschaft nach Frankfurt senden. Doch waren die Frankfiirter an Zahl wieder zu schwach, Burg und Ort ganz zu um¬ stellen. Sie setzten zunächst auch hier ihr Zerstörungswerk fort, vernichteten acht Morgen Weinberge und füllten viele Kastanienbäume. Gleichzeitig 35 wurden die Büchsen schußbereit gemacht. Da kommt am Nachmittag des dritten Tages plötzlich die Botschaft, daß der Pfalzgraf mit einer großen Reiterschar unterwegs sei. Das versetzt die Belagerer in große Bestürzung. Sie fühlen sich dem Ritterheer nicht ge-