fuhr nicht nur durch das Brot, sondern durchschnitt auch den Tisch, soweit es reichte. Erstaunt über solche Schärfe, fragte der König, wer das Messer gefertigt hätte. Wieland erwiderte: „Amilias, der alles für Euch schmiedet, wird es gemacht haben“. Der König aber glaubte ihm das nicht und drohte ihm mit seinem Zorne, wenn er nicht die Wahrheit sage. Jetzt gestand Wieland den ganzen Sachverhalt. „Das ahnte mir,“ sprach der König, „dass Amilias ein solches Messer nicht gemacht habe; denn nie sah ich so treffliche Schmiedearbeit.“ Eifersüchtig auf Wieland wegen dieses Lobes, forderte Ami¬ lias ihn zum Wettkampfe in der Schmiedekunst heraus; er erbot sich, innerhalb eines Jahres Helm und Brünne von undurchdring¬ licher Festigkeit zu schmieden; Wieland solle ein Schwert schmieden, so gut er es verstehe. „Gelingt es dir,“ sagte Amilias, „mit deinem Schwerte meinen Helm oder meine Brünne zu durch¬ schneiden und mich zu verwunden, so sollst du mir das Haupt abhauen. Zerschneidet dein Schwert meine Rüstung nicht, so sei fest überzeugt, dass ich alsbald dein Haupt dir abschlage.“ Da¬ mit war Wieland einverstanden. Alsbald machte Amilias sich ans Werk und arbeitete das ganze Jahr hindurch eifrig an der Rüstung. Wieland dagegen verrichtete nach wie vor seinen Dienst beim König, bis ihn dieser nach sechs Monden fragte, wann er mit seiner Schmiedearbeit be¬ ginnen wolle. Da bat ihn Wieland, er möge ihm eine Schmiede bauen lassen. Nachdem diese nun auf Befehl des Königs herge¬ richtet war, ging Wieland zu dem Versteck, wo er den Stamm mit all seiner Habe aufbewahrt hatte. Aber er fand ihn er¬ brochen; all' seine Kleinode und all’ seine Werkzeuge waren ge¬ raubt, und er bedachte, dass nur ein Mensch ihn beim Verbergen des Stammes beobachtet hatte. Er ging betrübt zum Könige, er¬ zählte ihm, was ihm widerfahren sei, und äusserte seinen Ver¬ dacht, dass jener Mann ihn bestohlen haben müsse; leider aber kenne er dessen Namen nicht. Nidung fragte ihn, ob er wohl den Mann wiedererkennen würde. Als Wieland dies bejahte, liefe Nidung ein Volksthing ansagen, zu dem jeder Mann aus seinem ganzen Reiche erscheinen musste. Wieland betrachtete nun jeden einzelnen, aber er fand den nicht, welchen er suchte. Da wurde Nidung zornig und warf ihm vor, er treibe seinen Spott mit ihm. Ärgerlich ging Wieland fort und fertigte in der nächsten Zeit die Bildsäule eines Mannes an; diese setzte er eines Abends vor 5 io 15 20 25 30 35 40