320 8 „Der Mohr, der immerfort sein Bündel häuft, Das ist der Mensch, der manche Sünde that, Und weil er solche abzuthun verzweifelt, Die alte Sünde stets mit neuer häuft. Der Thor, der Wasser schöpft wie in ein Sieb, Das ist der Mensch, der Gutes thut, doch immen Dazwischen mehr des Bösen. Müh' und Arbeit Und auch des Guten Frucht verliert ein solcher Die tollen Reiter, die mit Unverstand Das Thor zu sprengen meinen, das sind die, Die mit Gewalt und Uebermuth die Burg Des Himmels zu erstürmen drohn. Umsonst! Es öffnet sich das diamantne Thor Der Demuth nur, dem Glauben und der Liebe Kosegarten. 48 Moses und das Geißfell. Die Weidtasch um den Hals, den Hirtenstecken In seiner Hand, trieb Moses einst in Ruh Kamel und Rinder durch Gebüsch' und Hecken Der Heimat Amras, seines Vaters, zu. Die Sonne sank. Schon naht' er sich dem Flecken Der ihn empfing da kam Ben Kapathu, Sein Aelkervater, weinend ihm entgegen. Der Kleine trieb sein Vieh mit raschern Schlägen. Und als er ihm genaht, da sprach der Knabe Zum Greise mitleidsvoll: „Was weinest du?“ „Ach, Kind, mir nahmen alle meine Habe Die Araber!“ so rief Ben Kapathu. „Da bat ich meinen Sohn um eine Gabe; Allein er schlug mir rauh die Thüre zu. Drum nimm mich mit zurück in Amras Hhütte Vielleicht bewegt sein Herz des Kindes Bitte.“ „Herr,“ sprach der Knab', erweicht von seinen Klagen, „Mein Vater Amra ist ein rauher Mann; Doch jede Kränkung will ich gern ertragen Die dir des Alters Bürd erleichtern kann.“ Drauf lief er schnell, es Amra anzusagen; „Mein Vater, zünd' ein Hirtenfeuer an! Ben Kapathu geht ein zu deiner Hütte. Empfang ihn gastfrei nach Aegyptersitte!