263 wäre. Im Winter hat man da nur 4—8° Kälte, im Sommer -j- 6 bis + 10° und Höchsttemperaturen von -s- 20 bis -i- 22°. Die jährlichen Temperatur¬ schwankungen betragen an der Küste Finnmarkens nur 25,8°. Im Innern Skandinaviens und im Osten ist das Klima dem sibirischen ähnlicher, im Sommer steigt dort das Thermometer bis auf -j- 24 bis -s- 25° und im 5 Winter fällt es bis auf — 34 bis — 35° und mehr. Von Boden und Klima hängt die mehr oder weniger lange währende oder dauernde Bedeckung des Landes mit Eis oder Schnee und damit auch die Besiedlungsmöglichkeit ab. In Sibirien taut der Boden, wie bereits erwähnt, nur im Sommer 1—iy2 m tief auf; die Tundren und Tajgen und 10 die Täler im Süden werden dann oberflächlich schnee- und eisfrei. Ähnliche Verhältnisse weist Nordamerika im Westen auf; im Osten aber, an der Hudson-Bucht und auf den arktischen Inseln ruht auf den Gebirgen, die bis zu beträchtlichen Höhen ansteigen, eine beständige feste Eisdecke, deren Ränder während des kurzen Sommers nur in geringer Breite abtauen. 15 Ebenso ist das ganze grönländische Binnenland ständig vereist, nur ein schmaler, flacher Küstensaum von wechselnder Breite zeigt im Sommer den nackten Boden. Im arktischen Amerika und in Grönland ist mithin der Raum, der eine schnellebige Sommervegetation und die Existenz von Pflanzen¬ fressern, wie das Renn- und das Moschustier, ermöglicht, sehr beschränkt. 20 3. Die Pflanzenwelt in dem Wohnraume der Polarvölker gehört zwei Vegetationszonen an, der baumlosen und der Waldregion. Allerdings beruht die Existenzmöglichkeit der Polarvölker aus dem Vorkomnien von Renntier und Seesängern, aber als Zuspeisen zu ihrer animalischen Nahrung werden gewisse Pflanzen viel mehr, als man gewöhnlich meint, be- 25 nutzt. Einige Pflanzen sind für die Nomaden — mittelbar — sogar unbe¬ dingt notwendig, nämlich gewisse Moose und Flechten als Futter für die Renntiere. Charakteristisch für die nördliche baumlose Zone sind die Tundren, die polaren Steppen; sie sind moorige, mit Moos und Flechten bedeckte Flächen, 30 die im Sommer wie ein Schwamm voll Wasser gesogen und fast unpassier¬ bar sind, oder felsige Strecken mit spärlicher Heidevegetation. In Eurasien nehmen sie einen verhältnismäßig schmalen Streifen an der Küste des Eis¬ meeres ein, da der Wald (Taiga) dort, besonders längs der Flüsse, fast bis ans Meer reicht; nur die Taimyr- und ein Teil der Tschuktschen-Halbinsel ge-35 hören vollständig in ihren Bereich. Als Nutzpflanzen kommen hier für den Polarmenschen in Betracht: verschiedene Beerenarten, besonders die Moos-, Rausch- und Krähenbeere, Flechten und Moose als Viehfntter und