144 engen Gäßchen in der arabischen Handelsstadt! Hier ist aber Leben nnd Verkehr zn jeder Tageszeit, wenn anch nicht stets von schönster Färbnng. Die ara¬ bischen Verkänfer thronen in den offenen Lüden inmitten der Kübel von Reis, 55 Mais, Gerste nnd Früchten aller Art; Inder nnd deren Frauen bieten leichte Stoffe feil, Bombay-Manufaktur, Tücher mit wunderlichen Mustern in schreien¬ den Farben und Schmucksachen. Die zierlichen Gestalten der Frauen mit dem ovalen, bronzefarbenen Gesichte, der fein geschnittenen Nase und den großen schwarzen oder dunkelbraunen Augen, der Kopf umrahmt von langem, schwarzem 60 Haare, ziehen unwillkürlich den Blick auf sich; ihre Kleidung ist farbenreich, die Beine tragen dicke, silberne Ringe, und die nackten Füßchen, deren Nägel mit Henna gefärbt sind, stecken in Pantoffeln. Alles Gewerbe wird vor aller Augen betrieben. Reis wird enthülst, Gerste zu Mehl zerstampft und gerieben in hölzernen Mörsern; hier werden Sandalen geflickt, Matten gewebt, Töpfer- 65 waren geknetet und gedreht, und geschickte Silberschmiede löten und ziselieren die geschmackvollen Beschläge der arabischen Waffen und Waffengehünge. Da¬ zwischen wird geprüft und verworfen, gefeilscht und erhandelt in vielen Sprachen und im dichtesten Gedränge, das häufig noch durch einen Lastesel, den der Treiber unter Geschrei vor sich herjagt, körpergeführlich wird. Nicht ohne 70 Anmut ist die Negerin in ihren Bewegungen inmitten dieses Gewirrs; ihre Einkäufe trägt sie auf dem wolligen Kopfe, und sei es anch das kleinste Gefäß von der Größe einer Tasse; der Oberkörper ist in voller Ruhe und hält, sich wiegend in den Hüften, das Gleichgewicht so sicher, daß einen nie die Befürchtung überkommt, das Gefäß könnte herunterfallen; dabei ist die Negerin 75 stets heiterster Laune und wechselt Begrüßungen und Scherze mit vielen Vorüber¬ gehenden. Ein buntes Bild dieser Markt, welcher vieles für uns Europäer Unschmackhafte übersehen läßt! Schöne Gestalten sieht man unter den Arabern; ihre Haltung ist vor¬ nehm, ihr Gebühren ruhig, wenngleich sie von sanguinischem Temperamente 80 sind; sie tragen stets Waffen, ans die sie großen Wert legen. Dieselben stehen oft hoch im Preise, sind reich mit Silber beschlagen, ebenso die Dolche und Wehrgehünge. Der Suaheli ahmt jenen nach. Waffen trügt fast jeder in San¬ sibar: der wilde Belutsche hat ein ganzes Arsenal von Waffen in seinem Gürtel, der Neger hat sein Dolchmesser am Ledergnrt, und der Somali schreitet 85 gleichgültig gegen seine Umgebung mit Schild und Speer durch die Straßen. Nur der friedliebende Hindu und der verkommene Goanese, diese Mischlings¬ geburt, welche die Fehler zweier Rassen in sich vereint und unter beständigem Einflüsse des Alkohols steht, entbehren derselben. Die Araber machen in Sansibar anch hinsichtlich ihres Benehmens einen 90 angenehmen Eindruck, sie sind voller Formen und wohlerzogen und begrüßen den Europäer stets. Sitzen sie vor ihren Thüren, so laden sie zum Nähertreten und Platznehmen ein; es ist dies meist nur Artigkeit, berührt jedoch angenehm. Anziehend und malerisch ist das Treiben vor dem Snltanspalaste. Den 95Hanptmoment bildet in dem Treiben die abendliche Flaggenparade: eine Musik- bande schließt auf der Mitte des Platzes einen Kreis; der Seni des Hofstaates,