298 9. Ach, Stephani heil'ger Gottes¬ mann, Sie warfen dich einst tot; Wie bringen sie nun auch dein Haus Durch manchen Wurf in Not! 10. Jetzt ist, o Wien, dein bester Schild Des Starhembergers Brust; Wie trifft so gut sein scharfes Schwert, Wie schwingt er es mit Lust! 11. Und neben ihm steht Kollonits, Ein Bischof gotterfüllt, Des milde Hand die Schmerzen all Der wunden Helden stillt. 12. Die Fahne auf dem Stephans¬ turm Wohl sechzig Tage stand; Es hielt sie fest der Starhemberg Mit seiner treuen Hand. 13. Die Fahne auf dem Stephans¬ turm, Die fängt zu wanken an; Was hilft, ach Gott! ein Wunder¬ mann, Wenn hundert Feinde nahn! 14. Die Fahne auf dem Stephans¬ turm, Die wankt, die sinkt, die bricht! „Nun helf' uns Gott! ruft Starhem¬ berg, Denn länger halt' ich's nicht." 15. Der Türke ruft in stolzer Lust: „Allah, der Sieg ist dein! Gefallen ist die Kaiserstadt, Der Kaiserthron ist mein!" — 16. Von Hörner- und Trompeten¬ schall Tönt plötzlich da ein Klang; Heil Kollonits! Heil Starhemberg! So ruft ein Schlachtgesang. 17. Es tönt so froh und tönt so hell, Als ging's zu Tanz und Wein; Das ist die deutsche Ritterschaft Von Elbe, Main und Rhein. 18. Es tönt so stark und tönt so tief, Als zög' der Sturm herbei: Von Östreich ist's die Heldenkraft, Von Bayern ist's der Leu. 19. Es tönt wie wilde Meeresflut, Die hoch sich hebt am Strand; Sobiesky ist's, der Polenfürst, Ein Held gar wohlbekannt. 20. Der Türke rauft im Grimm sein Haar, Von Rachedurst entbrannt, Und mordet die Gefangnen all Mit kalter Mörderhand. 21. Nun eilt, ihr Helden, eilt herbei Zum Kampf so hart und heiß! Zu retten heut die Christenheit, Das ist des Kampfes Preis. 22. Ein Feuer war das Christen¬ heer, Von heil'gem Mut entbrannt, So brach es auf die Türken ein, Ein Blitz, von Gott gesandt. 23. Der Lotharinger stritt voran, Die Polen folgten nach; Doch keiner zählt die Helden all Von jenem Ehrentag.