Vorwort zur ersten Auflage. Wenn die unterzeichneten Herausgeber es unternommen haben, die große Zahl der an höheren Schulen gebrauchten Lesebücher noch durch ein neues zu vermehren, so war für sie zunächst die Erwägung maß⸗ gebend, daß die Mehrzahl derselben vorzugsweise für Gymnasien bestimmt ist, daß es dagegen an einem Lesebuche für die Realschule und die ihr verwandten Anstalten (Kadettenhäuser, Gewerbeschulen, höhere Bürger— schulen) bisher gefehlt hat. Im Hinblick auf die grundlegende Stellung des deutschen Unter— richts in der Realschule mußte das für sie bestimmte Lesebuch vor allem durch sorgfältige Auswahl gediegener Lesestücke danach streben, nicht nur die Bereicherung des Wissens, sondern in noch höherem Grade die Be⸗ lebung der Phantasie, die Ausbildung des Natur- und Schönheitssinnes, die Stärkung des religiös-sittlichen Gefühls und der vaterländischen Ge— sinnung zu fördern, überhaupt das jugendliche Gemüt für alles Gute und Schöne empfänglich zu machen, es mit nachhaltiger Begeisterung für die idealen Güter des Lebens zu erfüllen. Hierzu kam, daß das neue Lesebuch in Bezug auf die übrigen Unterrichtsgegenstände ausschließlich den Lehrplan und die Methode der Realschule ins Auge zu fassen hatte. Demzufolge mußte es bei den geschichtlichen Abschnitten größeres Gewicht auf die vaterländische Geschichte legen als auf die des Altertums, welche gleichwohl gebührend berücksichtigt worden ist. Auch Geographie und Naturwissenschaften mußten dem Lehrplane der Realschule entsprechend bedacht werden. Endlich übte auf die Auswahl der Lesestücke einen ganz wesentlichen Einfluß die Anforderung, daß jedes derselben für die Ge— winnung des grammatischen Lernstoffes sich verwenden lasse. Außer diesen für die Bedürfnisse der Realschule maßgebenden Ge⸗ sichtspunkten bestimmte die Unterzeichneten zur Herausgabe des vor— liegenden Buches namentlich noch die Thatsache, daß fast alle Lesebücher für höhere Schulen, je nach der Heimat ihrer Verfasser, einen gewissen provinziellen Charakter tragen, daß aber unter allen deutschen Land⸗ schaften in dieser Hinsicht Mitteldeutschland am meisten vernachlässigt ge— blieben ist. Während die Volksschule in Sachsen und den angrenzenden