20 2 2 von hundert Dichtern besungen worden ist, daß es das ausschließliche Gespräch der Männer am Lagerfeuer, daß es der Stolz und das höchste Kleinod des Arabers ist. Ergötzlich anzuhören sind die Lobeserhebungen, welche einem hoch— edeln Pferde gespendet werden. „Sage mir nicht, daß dieses Tier mein Pferd ist, sage, daß es mein Sohn ist! Es läuft schneller als der Sturmwind, schneller noch, als der Blick über die Ebene schweift. Es ist rein wie das Gold. Sein Auge ist klar und so scharf, daß es ein Härchen im Dunkeln sieht. Die Gazelle erreicht es im Laufe. Zu dem Adler sagt es: Ich eile wie du dahin. Wenn es das Jauchzen der Mädchen vernimmt, wiehert es vor Freude, und an dem Pfeifen der Kugeln erhebt sich sein Herz. Aus der Hand der Frauen erbettelt es sich Almosen, den Feind schlägt es mit den Hufen ins Gesicht. Wenn es laufen kann nach Herzenslust, vergießt es Thränen aus seinen Augen. Ihm gilt es gleich, ob der Himmel rein ist, oder der Sturmwind das Licht der Sonne mit Staub verhüllt; denn es ist ein edles Roß, welches das Wüten des Sturmes verachtet. In dieser Welt giebt es kein zweites, welches ihm gleiche. Schnell wie eine Schwalbe eilt es dahin; sein Schritt ist so sanft, daß du im vollsten Laufe eine Tasse Kaffee auf seinem Rücken trinken kannst, ohne einen Tropfen zu verschütten. Es versteht alles, wie ein Sohn Adams, nur daß ihm die Sprache fehlt.“ Als den Arabern ebenbürtige Pferdezüchter dürfen gegenwärtig die Engländer angesehen werden. Noch vor zwei Jahrhunderten züchteten die Spanier und Italiener bessere Pferde als die Briten; seitdem sind jene ebenso zurückgegangen, als diese vorgeschritten. Das englische Renn— pferd ist das Ergebnis des beharrlich fortgesetzten Strebens, ein Pferd zu erzielen, welches alle übrigen an Schnelligkeit im Laufen überbieten sollte. Arabische, türkische und Berberpferde sind die nachweislichen Stammeseltern dieses Tieres, welches in den Augen der Engländer als das schönste aller Pferde gilt, nach Ansicht jedes Unbefangenen aber dem Araber an Schönheit nachsteht. Es wird, um zur Veredlung zu dienen, nach allen von Europäern bewohnten Ländern ausgeführt und nicht selten mit zweihunderttausend Mark und darüber bezahlt Freilich kann ein solches Pferd, wenn es bei Rennen wiederholt als Sieger hervorgeht, seinem Besitzer auch erkleckliihe Summen einbringen. „King Herod“ gewann im Rennen 201505 Pfund Sterling. Ein dreijähriges Vollblutpferd durchläuft beim Wettrennen ungefähr 850 Meter in der Minute. Jedes Vollblutpferd muß, um als solches zu gelten, im Ge— stütbuche Großbritanniens eingetragen sein, also seinen Stammbaum nachweisen können. In unserm Vaterlande wird der Pferdezucht erst seit Anfang des achtzehnten Jahrhunderts die gebührende Aufmerksamkeit zu teil. Bis dahin begnügte man sich, Pferde zu erzielen, ohne auf deren Veredlung besondere