Arndt: Von Vaterland und Freiheit. 113 fremb sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Mut unb der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unserer! redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Gitter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unseren Wohlstand. Keinen anderen Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Unter¬ gang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegengehen, weil ehrlos der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zu¬ versicht vertrauen. Gott und unser fester Wille werden unserer ge¬ rechten Sache den Sieg verleihen, mit ihni einen sicheren, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. Breslau, den 17. März 1813. Friedrich Wilhelvl. 2<\. von Vaterland und Freiheit. — Es sind elende und kalte Klügler aufgestanden in diesen Tagen, die sprechen in der Nichtigkeit ihrer Herzen: „Vaterland und Freiheit, leere Namen ohne Sinn, schöne Klänge, womit man die Einfältigen betört! Wo es dem Menschen wohl geht, da ist sein Vaterland; wo er am wenigsten geplagt wird, da blüht seine Frei¬ heit." Diese sind, wie die dummen Tiere, nur auf den Bauch und auf seine Gelüste gerichtet und vernehmen nichts von dem Wehen des himmlischen Geistes. Sie grasen wie das Vieh nur die Speise des Tages, und ums ihnen Genuß bringt, deucht ihnen das Einzig¬ gewisse. Darum steckt Lüge in ihrem eitlen Geschwätz, und die Strafe der Lüge brütet aus ihren Lehren. Auch ein Tier liebet; solche Menschen aber lieben nicht, die Gottes Ebenbild und das Siegel der göttlichen Vernunft nur äußerlich tragen. Der Mensch aber soll lieben bis in den Tod und von seiner Liebe nimmer lassen noch scheiden. Das kann kein Tier, weil es leicht vergisset, und kein tierischer Mensch, weil ihm Genuß nur behagt. Darunr, o Mensch, hast du ein Vaterland, ein heiliges Land, ein geliebtes Land, eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig dichtet und trachtet. Wo dir Gottes Sonne zuerst schien, wo dir die Sterne des Himmels zuerst leuchteten, wo seine Blitze dir zuerst seine All- wacht offenbarten, und seine Sturmwinde dir mit heiligen Schrecken Paldamus, Deutsches Lesebuch. Ausg. v. 4. Teil, 2. Abt. 8