259 „D hast du mich gnädig aus Räubershand, Aus dem Sirom mich gerettet aus heilige Land, Und soll hier verschmachtend verderben, Und der Freund mir, der liebende, sterben!" Und horch, da sprudelt es silberhell, Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen, Und stille hält er, zu lauschen, Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell, Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell, Und freudig bückt er sich nieder Und erfrischet die brennenden Glieder. Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün Und malt auf den glänzenden Matten Der Bäume gigantische Schatten; Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn, Will eilenden Laufes vorüber fliehn, Da hört er die Worte sie sagen: „Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen." Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß, Ihn jagen der Sorge Qualen, Da schimmern in Abendroths Strahlen Von ferne die Zinnen von Syrakus, Und entgegen kommt ihm Philostratus, Des Hauses redlicher Hüter, Der erkennt entsetzt den Gebieter: „Zurück! Du rettest den Freund nicht mehr, So rette das eigne Leben! Den Tod erleidet er eben. Von Stunde zu Stunde gewartet' er Mit hoffender Seele der Wiederkehr; Ihm konnte den muthigen Glauben Der Hohn des Tyrannen nicht rauben." „Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht, Ein Retter, willkommen erscheinen, So soll mich der Tod ihm vereinen. Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht, Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht; Er schlachte der Opfer zweie Und glaube an Liebe und Treue!" 17*