16. Ein deutscher Bauer. 21 Häute besetzen. Gemeiniglich haben auch die Frauen keine andere Kleidung als die Männer, außer, daß sie sich häufig leinener Kleider bedienen, jedoch ohne Ärmel. Die Ehe wird bei ihnen heilig gehalten, und es giebt schwerlich einen andern Teil ihrer Sitten, der solchen Ruhm verdiente; denn es haben dort die guten Sitten mehr Kraft, als anderswo gute Gesetze. Jede Mutter nährt und pflegt ihr Kind selbst und übergiebt es nicht Ammen und Wärterinnen. Kein Volk hält mehr auf Gastfreundschaft gegen Fremde und untereinander. Einen Menschen, wer er auch sei, von der Thür abzuweisen, gilt für gottlos; ein jeder nimmt ihn auf und bewirtet ihn nach seinen Mitteln. Dem Gaste wird beim Scheiden gegeben, was er wünscht, und er selbst gestattet auch seinem Wirte zu fordern, was er will. Ihr Getränk ist ein Saft aus Gerste oder Weizen, welchen sie gären lassen. Sie mühen sich nicht sehr ab, durch Anstrengung dem Boden Fülle und Üppigkeit abzugewinnen. — Bei dem Bestatten ihrer Leichen zeigen sie keinen Wetteifer in der Prunksucht; nur beobachten sie streng die Sitte, daß bei der Verbrennung der Leichen vornehmer Männer bestimmte Hölzer angewandt werden. Einem jeden werden seine eigenen Waffen, manchem auch sein Pferd beigegeben. Wehklagen und Thränen legen sie bald ab, aber Schmerz und Trauer bleibt ihnen lange. Das Klagen gehört für die Frauen, für die Männer ein treues Andenken. <v n no Rio pp. 16. Ein deutscher Sauer. Als in der schweren Prüfungszeit nach dem Frieden zu Tilsit die preußische Königsfamilie sich in Königsberg und Memel aufhielt, zeigte sich in allen Volks¬ klassen die innigste Teilnahme, die im stillen Schmerze der Liebe von Herzen kam und zu Herzen ging. Jeder, vom ersten bis zum letzten, beeiferte sich, seine Synipathie, so gut er konnte, auszudrücken, und jene Zeit ist reich an schönen, milden, rührenden Zügen der reinsten Hingebung und Anhänglichkeit. Unter An¬ dern kam aus der Weichsel-Niederung bei Kulm ein Landbauer, der Sekte der Mennoniten angehörig, mit Namen Abraham Nickel, nebst seiner Frau zum Könige und der Königin. Der ehrliche Mann, treuherzig und bieder, brachte ein Geschenk von dreitausend Stück Friedrichsdor, und die Frau trug einen Korb mit frischer Butter. Er sprach schlicht und einfach, wie ihr kirchliches System vorschreibt, mit bedecktem Haupte und der Anrede Du, also: „Gnädigster Herr! Deine getreuen, mennonitischen Unterthanen in Preußen haben mit Schmerz erfahren, wie groß deine Not ist, die Gott über dich, dein Haus und Land verhängt hat. Das that uns allen leid, und darum sind unsere Gemeinden zusammengetreten und haben gern und willig diese Kleinigkeit zusammengebracht. Von ihnen ge¬ schickt, komme ich in ihrem Namen, unsern lieben König und Herrn zu bitten, diese Gabe aus treuen Herzen wohlwollend anzunehmen, und werden wir nicht