288 Meier Helmbrecht nicht mein Knecht!" „Ei, Wat segget ihr, Gebureken? Min Parit, minen klaren Lif soll kein Burenmann nimmer angripen!" Da erschrak der Wirt gar sehr und sprach wieder: „Bist du Helm¬ brecht, mein Sohn, noch heut Nacht will ich dir ein Huhn sieden und eins braten. Seid ihr aber ein Fremder, ein Böhme oder ein Wende, so fahrt hin zu den Winden! Seid ihr ein Sachse oder ein Brabanter, so müßt ihr euer Mahl mit euch führen; von mir erhaltet ihr nichts und währte die Nacht ein ganzes Jahr. Für euch, Junker, habe ich keinen Met noch Wein, den müßt ihr bei den Herren suchen!" Nun war es spät geworden und kein Wirt in der Nähe, der den Knaben behalten hätte; so überlegte er und sprach: „Freilich bin ich der, ich bin Helmbrecht, einst war ich euer Sohn und Knecht." Der Vater sprach: „Ihr seid es nicht!" — „Ich bin !es doch!" — „So nennt mir erst die vier Namen meiner Ochsen!" Da nannte der Sohn die vier Namen: „Auer, Räme, Erke, Sonne; ich habe oft meine Gerte über ihnen geschwungen, es sind die besten Ochsen der Welt. Wollt ihr mich jetzt erkennen? Heißt mir das Tor ausschließen!" Der Vater rief: „Tür und Tor, Gemach und Schrein, jetzt soll dir alles offen sein!" So ward der Sohn wohl empfangen, von Schwester und Mutter weich gebettet; die Mutter rief der Tochter zu: „Lauf, hole ein Polster und ein weiches Kissen!" Das ward ihm unter den Arm auf den warmen Ofen gelegt und behaglich wartete er, bis das Essen bereitet war. Es war ein Herrenessen, fein ge¬ schnittenes Kraut mit gutem Fleisch, eine fette Gans, am Spieß gebraten, groß wie eine Trappe, gebratenes und gesottenes Huhn. And der Vater sprach: „Hätte ich Wein, heute müßt' er getrun¬ ken werden; so aber trink, lieber Sohn, von dem besten Ouell, der je aus der Erde floß!" Und der junge Helmbrecht packte seine Geschenke aus, dem Vater einen Wetzstein, Sense und Beil, die besten Bauernkleinode der Welt, der Mutter einen Fuchspelz, seiner Schwester Gotelind eine seidene Binde und eine beschlagene Borte, die besser für eine Edelfrau gepaßt hätte; er hatte sie einem Krämer genommen. Und er sprach: „Ich muß schlafen, ich bin viel geritten, mir ist heute Nacht Ruhe not." Da schlief er bis hoch in den andern Tag in