344 Marokko sondere Ehre solle uns als Deutschen zuteil werden. Schon werde für uns eine schöne Wohnung hergerichtet, wir möchten nur kurze Zeit uns noch gedulden, ihm in einen Garten des Sultans folgen, bis die Wohnung instand gesetzt sei. Das taten wir denn gerne und gelangten, unter den hohen, oft zu vier bis fünf ans einem Wnrzelstock aufsteigenden Dattelpalmen hinreitend, von denen oft die blauen Mandelkrähen oder wilde Tauben oder auch unsere heimischen Stare aufflogen, nach den etwas verfallenen Lehmmauern, die den besagten Garten umschließen. Eine Anlage in unserer Art war das freilich nicht; denn nur wenige Rosen und andere Zierpflanzen standen da in einem sonst mit Gras bewachsenen Raume, den mächtige alte Stämme von Oliven, hohe Dattelpalmen und große Feigenbäume beschatteten, welche uns doch einen ziemlichen Schutz gegen einen kurzen Regenschauer gewährten. Nach kurzer Rast wurde uns gemeldet, das Haus sei für uns bereit, und so saßen wir denn wieder auf und ritten bald zum Bab Rub, dem Tore, hinein, während am Himmel ein schöner Regenbogen sich über uns wölbte. Wir hatten nicht weit in die Stadt einzudringen, von der hier ein besonders ummauerter Teil, die Paläste des Sultans enthaltend, abgegrenzt ist. In diesen führt von der breiten Straße, auf der wir uns bewegen, das mit schönen altarabi¬ schen Arabesken gezierte Bab Agninau auf die Djemna Al- mansoria hin, deren viereckiger Turm den größten Teil seines bunten Ziegelschmuckes verloren hat. Während wir noch diese alten Gebäude betrachten, werden wir zu einem nahen Garten¬ tor geleitet, dort von sechs Soldaten der uns gegebenen Ehren¬ wache mit abermaligem „Willkommen" begrüßt und zu der mit¬ ten im Garten Mamunia gelegenen Villa gebracht. Wenig ver¬ zierte, doch sorgfältig gearbeitete Außenmauern umschließen die¬ selbe; wir treten durch einen weiten Gang auf den inneren Hof, in dem ein Springbrunnen aus weißmarmornem Becken früher gesprudelt hat. An dem herrlichen Garten erfreuten wir uns am anderen Tage, da man uns sagte, der Gouverneur könne uns erst abends empfangen und ehe wir ihm unsere Aufwartung gemacht, sei es unpassend uns in der Stadt blicken zu lassen. Hohe Zypressen