126 Doktor Faustus incantationibus umgingen oder wie sonst solche Beschwörung und Zauberei genannt werden mag. Das gefiel Doktor Fausto wohl, spekulierte und studierte darin Tag und Nacht und wollte sich hernach keinen Theologen mehr nennen lassen, sondern ward ein Weltmensch, ein Astrologus und Mathematikus, nannte sich einen Doktor der Medizin, half auch erstlich vielen Leuten mit Kräutern, Wurzeln, Wassern und Rezepten und war dabei redselig und in der göttlichen Schrift wohl erfahren. Er wußte die Regel Christi gar wohl: „Wer den Willen des Herrn weiß und tut ihn nicht, der wird zwiefach bestraft." Item: „Niemand kann zwei Herren dienen." Item: „Du sollst Gott den Herrn nicht versuchen." Dies alles schlug er in den Wind und suchte zu lieben, was nicht zu lieben war; ihm trachtete er Tag und Nacht nach, nahm an sich Adlersflügel und wollte alle Gründe von Himmel und Erde durchforschen; denn sein leichtfertiger Fürwitz stachelte und reizte ihn also, daß er sich auf eine Zeit vornahm, etliche zauberische Vokabeln, Figuren und Beschwörungen zu versuchen und ins Werk zu setzen, damit er den Teufel vor sich fordern möchte. . . In einer finstern Nacht ging er also zu einem dichten Walde, der bei Wittenberg gelegen und der Spesserwald genannt war. Hier zog er auf einem Kreuzwege etliche Zauberkreise und bereitete alles zum gotteslästerlichen Höllenzwange. Als er nun seine Be¬ schwörung ausgesprochen hatte, da erhob sich ringsum ein Sturm¬ gebraus und ein Aufruhr der Elemente, als sollte alles zu¬ grunde gehen, so daß sich die Bäume bis auf die Erde herabbogen. Hoch aus der Luft schien ein flackernder Stern herabzufallen, der sich in eine feurige Kugel verwandelte. Aus dieser schlug auch plötzlich ein lohender Feuerstrom in die Höhe und daraus trat ein Mann in Gestalt eines grauen Mönches hervor; der fragte Faustum nach seinem Begehren und versprach ihm: er wolle in der folgenden Nacht einen seiner Knechte senden; der sollte mit Faust einen Pakt abschließen und ihm sodann fürs Leben zu Diensten stehen. Und so geschah es denn auch. In der nächsten Nacht erschien in Faustens Wohnung ein höllischer Geist; mit ihm schloß Doktor Faustus einen Vertrag — und er „lesset jhm dz Blut heraus in einen Tiegel vnd setzet es auff warme Kolen vnd schreibet wie Harnach folgen wird":