I — 273 - Die aufgehende Sonne findet das Lager schon in voller Tätigkeit, fröstelnd hocken die Männer um das Feuer, in die Ledermäntel gehüllt. Einer hält die auf den Stock gespießte Keule eines tags vorher gejagten Tieres ins Feuer, schweigend sehen die übrigen zu. Bußen schwarz¬ verbrannt, im Innern noch halb roh und blutend, wird das Fleisch mit Fingern und Messern in Stücke zerrissen und gierig verschlungen. Der Knochen wird aufgeschlagen und das Mark verzehrt. Jetzt noch ein Schluck Wasser aus einem als Becher dienenden Straußenei, die Tasche mit Bogen und Köcher wird umgehängt, und man ist fertig zum Bufbruch. Jedem ist vom Häuptling eine Aufgabe für den Tag zuerteilt. Die Frauen holen Wasser oder holz,' andere sammeln Wurzeln, Früchte und alles, was ihnen sonst in den Weg kommt. Wir wollen den Häuptling begleiten. Leine kleinen, dünnen, gelb¬ braunen, schmutzigen Kerlchen schwärmen aus. Schnellen Schritts, mit ihren einwärts gestellten Füßen watschelnd, gleiten sie dahin, Grasstauden und Büsche umgehend. Kastlos schweift ihr Buge umher, unablässig suchend, beobachtend. In dem Busch windet sich eine kleine, schmalblättrige Pflanze mit gelblichen Blüten. Schnell kniet ein Buschmann nieder, gräbt mit Hand und Spatenstock ein handtiefes Loch und holt eine der Kartoffel ähn¬ liche Knolle hervor. Sie wandert in die Ledertasche, und weiter geht es. hier bückt sich einer nach einem fußhohen Büschel. Grinsend lockert er den Boden auf, vorsichtig räumt er mit der Hand den Zand fort. Da kommt eine schwarze, kindskopfgroße Knolle zum Vorschein,' mit den fänden wird sie ausgegraben, ein Buf lockt die Gefährten herbei. Es tzt die leckerste Knolle des Sandfeldes. Mit einem Spatenstock zerteilt wan sie in Stücke,' weißer, milchiger Saft quillt heraus. Mit Schmatzen und Schnalzen verzehrt jeder die saftige, kühle, erfrischende Kost. Sie erquickt mehr als ein Trunk. hier kriecht eine Schildkröte, zappelnd sucht sie zu entkommen. Lin bchlag auf den Kopf, und sie verschwindet im Zack, hier bildet eine Windenpflanze mit weißen und roten Blüten einen dichten Basen, darauf lebt eine Baupe, ein Leckerbissen besonderer Brt. Der Busch wird dichter. Dort steht ein hoher weißer Termitenbau aus Kalkerde, die die Tiere aus der Tiefe geholt haben. Ein hoher öaum mit undurchdringlichem, schwarzgrünem Laubdache beschattet ihn. Bn seinem Fuß, aber noch auf dem Haufen selbst, stehen große, weiße Hut¬ pilze. Diese sind eßbar, selbst in rohem Zustand, und so sehen wir denn die Buschmänner, jeden mit einem großen Pilz in der Hand, eifrig be¬ schäftigt, den bis einen Fuß hohen Hut am Bande entlang abzuknabbern — ein höchst komisches Bild. Schmid u. Speyer, Dtsch. Sefjb. f. höh. Mdchsch. Neub. VI. 5 10 15 20 25 30 35 40 18