YIL Zur Erd- und Naturkunde. 35. Die Bewohner der Alpen. Joseph Nutzen und Viktor Steinecke. Schon der griechische Geschichtschreiber Polybius im zweiten Jahr¬ hundert v. Chr. sprach seine Verwunderung über die dichte Bevöl¬ kerung der Alpen aus; die Römer lernten etwa fünfzig kleine Völker¬ schaften in ihnen kennen, und später, von den Zeiten des Mittelalters bis auf unsere Tage hatten darin zahlreiche Zweige von romanischer, germanischer und slawischer Abstammung ihre Wohnsitze, — eine Mannigfaltigkeit, durch die das Gebirge auch ein außerordentlich reiches und ethnographisch-historisches Gepräge erhielt, das hauptsächlich durch seine geographischen Verhältnisse bedingt wurde. Gegenwärtig mögen von der Gesamtbevölkerung der Alpen, die man auf acht Millionen annehmen kann, etwa dreieinhalb Millionen Deutsche, ebensoviel Romanen und etwa eine Million Slawen sein. In der Schweiz befinden sich unter der etwa drei Millionen Einwohner zählenden Bevölkerung 71,4 Prozent Deutschredende, 21,8 Prozent Fran¬ zosen, 5,3 Prozent Italiener und 1,3 Prozent Rätoromanen. Berück¬ sichtigen wir ihre Lebensart und ihre Beschäftigungen, so liegt etwa eineinhalbe Million dem Hirtenleben, die anderen verschiednen Ge¬ werben ob. Indes welche Verschiedenheit auch unter den Bewohnern der Alpen rücksichtlich ihrer Abstammung, Sprache und Gebräuche statt¬ findet, so treten doch deutlich gewisse allgemeine und gemeinsame Charakterzüge hervor; denn ein Gebirgsland äußert einen entscheidenden