300 zigen Pflanzen gewesen, die dichtgedrängt emporgeschossen waren. Keine duftende Blüte schmückte das dunkle Grün, keine wohlschmeckenden Früchte zierten die Zweige, kein liederreicher Sänger nistete in ihrem Schatten. Nur gespensterhafte -Tiere sind in ihnen mit ihren Schreckensgestalten aufgefunden worden. So liegt eine ganze Urwelt vergraben im Schoße der Erde und zeigt uns mitten unter dem starren Gestein ein längst vergangenes Leben. Als aber die allmächtige Hand dem langen Kampfe aller Elemente Grenze und Ziel setzte und die Meßschnur spannte über Berg und Thal, über Meer und Land, da entsproß ein neues, junges Leben der stummen Erde und blickte zum erquickenden Strahl der be¬ lebenden Sonne. In dem gezweigten Baume säuselt der Wind in Har- sentönen ein neues Schöpfungslied, und edlere Formen weckte der Werde- ruf des Unerforschlichen von neuem zum Dasein. C. Gude. 53. Vas Moor. I. Am Saume der großen deutschen Tiefebene treten uns die Moore in gewaltiger Ausdehnung entgegen und gestatten der Phantasie, Ge¬ genwart und Vergangenheit unseres Planeten ahnend zu verknüpfen, indepi sie uns die erdbildende Kraft der Organismen unmittelbar vor Augen stellen. Hier insbesondere eröffnet sich uns zugleich ein annähern¬ des Verständnis für die großen Prozesse, in denen einst aus den Trüm¬ mern untergegangener Urforste die Lager der Steinkohle entstanden. Denn zuvörderst steht ein Teil der Moore selbst über versunkenem Wald¬ wuchs. Alte Geschichtsschreiber überliefern, daß ein wüstes Dickicht das Land um die Rheinmündungen umgab, und gleicherweise lag auch Jüt¬ land im Dunkel seiner Forsten verloren. Jetzt ist jede Spur davon ver¬ schwunden. Was nicht das Meer hinabgerissen oder der Flugsand über¬ weht hat, bedeckt das Moor; ja in den jütischen Mooren erkennt man deutlich, daß ganze Reihen von Baumgeschlechtern dort begraben wor¬ den: Espen und Birken lagern im Grunde, über ihnen Föhren und Eichen, bis zuletzt die Buche gefolgt ist. Dennoch wird man die Bei¬ spiele der eigentlichen Waldmoore, mindestens solcher, in denen der Zer¬ störung noch immer neue Verjüngung folgt, nicht sowohl an den deutschen Küsten, als vielmehr in den Sumpfwäldern Polens und Litauens und vor allem in den vielgenannten „Teufelssümpfen" zu suchen haben, welche in langem Zuge die amerikanischen Südstaaten umgeben. Dort scheinen die Riesenstämme mitten aus dem Wasser herauszuwachsen: Cypressen und Cedern treten zu hohen Säulengängen zusammen und breiten, über¬ wuchert von Ranken virginischen Epheus und wilden Weins, dichte Nacht um sich her, indessen Alligatoren, Schildkröten und Schlangen die Tiefe bevölkern.