90 Fleißes ist,- denn er wächst nirgend wild. Um also das Uoggenkorn zu erzeugen bedurfte es der Natur mit ihren Kräften und der Urb eit 20 des Menschen. Daß aber das Roggenfeld, das ich hier vor mir sehe, so üppig unter dem Winde wogt, daß die Halme so dick und hoch und die Uhren so schwer sind, das ist auch wieder nicht bloß das Werk der diesjährigen Urbeit seines Besitzers. Die würde diesen Erfolg nicht be¬ wirkt haben, das hat noch einen anderen Grund. Der Besitzer hat nämlich 25 einen sehr guten, tiefgehenden Pflug und auch Eggen, Walzen und Zäe- maschinen von seinem Vater ererbt' dieser war immer ein fleißiger Mann gewesen, der den ganzen Hof in guter Verfassung hielt und auch die Ländereien stets gut düngte und bearbeitete, und seine Vorbesitzer hatten es auch nicht daran fehlen lassen, hierdurch ist die diesjährige Frucht erst 30 so schön geworden,' denn der Boden hat alle diese menschlichen Arbeits¬ leistungen in sich aufgenommen, die Naturkräfte haben sie mit ihm vereinigt und das schöne Zaatkorn, die Maschinen und Geräte haben dabei geholfen. Diese Vorteile hatte der Besitzer voraus vor demjenigen, der einen ganz wilden Boden zum erstenmal und ohne Zaatkorn, ohne Haus 35und Gerät in Angriff nehmen wollte: dieser Vorteil ist das Kapital, mit dem er wirtschaftet. Natur, Urbeit und Kapital sind die Mittel und Quellen der menschlichen Gütererzeugung und in den allermeisten Fällen sind sie miteinander vereinigt. 40 Zelten, aber doch immer noch hin und wieder anzutreffen ist der Fall, daß Natur und Urbeit allein ein Gut erzeugen,' denn der Mann, der im Waldbache die Forelle mit der bloßen Hand fängt oder der im Urwald die reife Frucht pflückt, der hat allerdings hierbei gar kein Kapital gebraucht. b) Die Urbeilsteilung. 45 In Naumburg an der Zaale kannte ich einen alten Bürstenmacher. Er hatte immer nur eine sehr kleine Uuswahl auf Lager und die meisten Leute, wenn sie auch früher zu seiner Kundschaft gehört hatten, zogen ihm deshalb schon lange den in der Nähe belegenen, reich ausgestatteten Laden einer größeren Bürsten- und Kammfabrik vor. Ich aber blieb noch immer 50 dem Ulten treu und bin oftmals auch in seine Werkstatt, die er gleich hinter dem ärmlichen Verkaufsraum hatte, eingetreten. Er machte seine Bürsten von Unfang bis Ende mit eigener Hand fertig. Das rohe holz kaufte er im Walde, er zersägte die Kloben, schnitt, hobelte und polierte die Ztücke, bis die Bürstenform allmählich erkennbar wurde. Das war 55 die reine Tischlerarbeit. Dann stand er wieder tagelang an seiner Bohr¬ maschine, deren Nad er mit dem linken Fuß in Bewegung setzte um die Löcher für die Borsten zu bohren — eine feine und mühsame Urbeit' denn wenn die Löcher nicht sauber aneinanderstehen, verliert die Bürste ihr Unsehen. Danach kam das Einsetzen der Borsten. Diese selbst kaufte