106. Samoa, die Perle der Südlee. von Otto ebicrs. Samoa, die Perle der Südsee. 2. Auflage. Berlin 1902. 8. 30. (jye Masten mehrerer vor Anker liegenden Schiffe kündeten die Nähe aJ Apias an; auf den Höhen wurden weiße, aus dichtem Grün her¬ vorleuchtende Häuser sichtbar; dann kam die am Strande sich hinziehende, freundliche Stadt in Sicht, und eine Viertelstunde später fuhren wir, zwischen Korallenriffen hindurchsteuernd, in den reizenden Hafen der Hauptstadt Samoas ein. Mit dem Glockenschlage acht warfen wir Anker, und während unser Schiff, die „Alameda", von einer ganzen Flotte von Kanus und Booten umringt wurde, in denen Eingeborene allerhand Seltenheiten, Muscheln, Korallen, Körbchen und Fächer aus Blattstreifen der Pandanus, Bananen, Orangen, Passionsfrüchte und Kokosnüsse feilboten, drangen durch alles Gelärme und Getöse hindurch von dem im Hasen liegenden deutschen Kreuzer Falke die Klänge der Wacht am Rhein zu uns herüber. Die Stadt Apia besteht aus vier Dorfschaften, die in der Hauptsache eine einzige, an der halbkreisförmigen Hafenbucht sich entlang ziehende Straße bilden. Mit seinen hübschen, bescheidenen Holzhäuschen, seinen verschiedenen, gleichfalls recht bescheidenen Gasthäusern und den überall herumlungernden, vom Nichtstun lebenden Menschen macht Apia ganz den Eindruck eines erst vor kurzem gegründeten Badeortes. Daß von den daselbst lebenden Weißen die meisten Deutsche sind, erkennt man auf Schritt und Tritt. Von den Gasthöfen und Verkaufsläden ist über die Hälfte in deutschen Händen, allerorten hört man deutsche Laute, liest deutsche Namen und sieht die schwarzweißrote Flagge wehen. Sogar eine deutsche Schule ist in Apia vorhanden, die sich eines regen Besuches uicht nur von Europäern der verschiedenen Nationalitäten, sondern auch von Eingeborenen erfreut. Mit fröhlichem Jauchzen stürzt sich vom Strande aus eine Schar übermütiger brauner Rangen ins Meer, und unter dem melodischen Ge¬ sänge einiger zwanzig Ruderer mit kurzen Paddeln gleitet eines jener prächtigen, von den Eingeborenen selbst gebauten samoanischen Kriegsboote vorüber, deren jede größere Ortschaft eins oder mehrere ihr Eigentum nennt. Die Samoaner sind musikalisch hochbegabt und vielfach ausgezeich¬ nete Sänger. Ihre Bootsgesänge hörte ich sie ausnahmslos dreistimmig singen und war stets von neuem entzückt, sooft sie mein Ohr trafen.