252 zwar in der Weise, daß er das Wort: „Ei—er!" immer langsamer und immer lauter sagte, bis er endlich mit donnernder Kommando- 35 stimme ihr ein: „Ei—er!" in die Ohren brüllte, daß man damit eine ganze Mitrailleusenbatterie hätte übertönen können. Noch eine weitere Steigerung, und es hätte ein französisches Trommelfell weniger gegeben. 4. Da kam ein Musketier angesprengt, in der hoch erhobenen 40 Rechten ein Huhn haltend, ein prachtvolles Exemplar. Damals dachte noch kein Mensch daran, einem Huhn etwa den Garaus zu machen. Man nahm nur, was die Einwohner gegen Bezahlung hergeben wollten. Je wilder der Krieg, desto rücksichtsloser wurde auch in dieser Beziehung vorgegangen. Später an der Loire sah 45 das anders aus. — Der Musketier kam also mit dem Huhne in der hoch erhobenen Rechten an, hielt es der Frau unter die Nase und strich es nun an der Seite des Leibes, welche dem Schnabel gerade entgegengesetzt ist, indem er dabei die Bewegung des Herunter- fallens sehr deutlich nachahmte. Sinnend betrachtete die Frau erst 30 ihr geliebtes Huhn und dann den rätselhaften Strich des Musketiers; der Sergeant brüllte dazu ein „Ei—er! Frau! Ei—er!" nach dem andern. Der bestrichene Ort war unverkennbar, der Musketier stellte das Eierherabfallen zu anschaulich dar; endlich ging der guten Frau ein Licht auf: „Ah, meinte sie. Sie wünschen des oeuks? 55 Nicht wahr, des oeufs? Ja, so viel Sie nur wollen!" Und nun stürzte die Französin weg, um bald darauf mit einer Schürze voll der begehrten Eier zurückzukommen. 5. Mit Würde sah sich der Sergeant im Kreise seiner Musketiere um, die ihn staunend angafften. „Na, sagte er stolz, seht ihr nun, 60 ihr Kerle, da habt ihr Eier. Man muß eben nur verstehen, mit den Leuten zu reden. Aber so ein Dämelsack will ein Bauer sein und kann nicht einmal Eier bestellen. Und mit solch einer Gesell¬ schaft soll ich Krieg führen!" — Groß saß der Sergeant da, dort auf der Tischecke im Bauernhöfe zu Jmlingen. Karl Zeitz. 121. Lustige Geschichten. 1. Ein Tor wollte ein Haus verkaufen. Er brach deswegen einen Stein aus der Mauer und zeigte ihn den Leuten zur Probe.