Fröhlich. Claudius. Lessing. Gleim. 225 Hab' nichts mich dran zu freuen, Bin dumm und ungestalt, Muß Stroh und Disteln käuen, Werd' unter Säcken alt — Ach, die Natur schuf mich im Grimme! Sie gab mir nichts als — eine schöne Stimme. 103. Der Hirsch und der Fuchs. . Von Gotthold Ephraim Lessing. Schriften. Berlin, 1838. „Hirsch, wahrlich, das begreif' ich nicht," Hört' ich den Fuchs zum Hirsche sagen, „Wie dir der Mut so sehr gebricht; Der kleinste Windhund kann dich jagen. Besieh dich doch, wie groß du bist! Und sollt' es dir an Stärke fehlen? Den größten Hund, so stark er ist, Kann dein Geweih mit einem Stoß entseelen. Uns Füchsen muß man wohl die Schwachheit übersehn; Wir sind zu schwach zum Widerstehn. Doch daß ein Hirsch nicht weichen muß, Ist sonnenklar. Hör meinen Schluß! Ist jemand stärker als sein Feind, Der braucht sich nicht vor ihm zurückzuziehen; Du bist den Hunden nun weit überlegen, Freund, Und folglich darfst du niemals fliehen". — „Gewiß, ich hab' es nie so reiflich überlegt; Von nun an," sprach der Hirsch, „sieht man mich unbewegt, Wenn Hund' und Jäger auf mich fallen; Nun widersteh' ich allen". Zum Unglück, daß Dianens Schar So nah mit ihren Hunden war. Sie bellen, und sobald der Wald Von ihrem Bellen wiederschallt, Fliehn schnell der schwache Fuchs und starke Hirsch davon. Natur thut allzeit mehr als Demonstration. 104. Der Hirsch, der Hase und der Esel. Bon Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Werke. Halberstadt, 1811. Ein Hirsch mit prächtigem Geweih Von achtzehn Enden ging spazieren. Ein Hase lies vorbei, Sah ihn und stutzte. Starr auf allen vieren Steht er und gafft ihn an, Macht Männchen, geht heran, Sagt: „Lieber, sieh mich an! Ich bin ein kleiner Hirsch! Denn spitz' ich meine Ohren, So hab' ich solch Geweih wie du". Hopf u. Paulsiek, deutsches Leseb. I. 3. 15