250 A. Epische Poesie. II. Erzählungen, Balladen, Romanzen. Weil einzig er den Boden pflegt, DerKorn und Holzung wohl ihm trägt Und Roß und Rinder reichlich nährt, Doch nicht ihm Wein und Frucht ge¬ währt, Wie sie an diesen Hügeln reifen. Man sieht ihn nicht das Land durch¬ streifen, Zu markten regsam frisch beim Handel; Eintönig ist der Heimat Wandel. Doch ob es formenlos sich spannt, Es hegt in lieber Treu' das Land, Wer dort entsproß. Die gelben Auen, Von Früchten wogend, sind zuschauen Gleichwie ein weites, goldnes Meer. Es dehnen Wiesen sich daher, Rings eingezäunt zur sichern Weide Gleichwie ein grün Smaragd¬ geschmeide; Die Eichenwälder heben prächtig Die breiten Kronen; stolz und mächtig Durchbrauset sie des Sturms Choral. Selbst in den Heiden, öd' und kahl, DapochteinHerz: verschwiegen stumm Gehn drin geschiedne Geister um. Und wie das Land, so sind die Leute. Wie's gestern war, so ist es heute In ihren Herzen; offen, grad', Schnurstracks, so wandeln sie den Pfad, Stark, fest in dem, was sie erfaßt, Doch ruhig immer, nie in Hast, Dann aber zäh und unverdrossen. Der Mensch ist dort so abgeschlossen Fast wie sein Haus, das seine Gipfel Einsam ausstrecket in die Wipfel Des Hains und aus den Fenstern weit Hinsieht auf Wies' und Feldgebreit. Eintönig ist's. Doch traumverloren Denkt an das Land, wer dort geboren; Ihm zuckt voll Rührung die Geberde Nach Land und Volk der roten Erde. Ein Meierhof in jener Au — Die Höfe gleichen sich genau Einer dem andern — ist die Stelle, Wo ich mich an des Lebens Schwelle Zuerst gefühlt. Das alte Haus Sieht in die Winde weit hinaus. Aus Holzwerk ist es aufgebaut, Stolz, stattlich, groß, und zahllos schaut An breiten Wänden Fach an Fach, In roten Ziegeln steht das Dach. Des Giebels Mitte zeigt ein Thor, Hoch ragt es in den Bau empor, Als Schuppen und als Tenne streckt Es tief ins Haus sich, drüber steckt So Heu wie Korn. Zu jeder Seite, Da liegen längs der ganzen Weite Die Ställe mit dem reichen Vieh. Im hintern Haus, da wohnen sie, Die einst mich zeugten; Küch' und Stuben Vereinen Eltern, Töchter, Buben Und Magd und Knecht; denn Mensch und Tier, Sie schützt dieselbe Wohnung hier. Und um das Haus, da dehnen sich Baumhof und Gärten säuberlich, Das Rindvieh weidet weiter fort Mit Gans und Huhn im Kampe dort. Dort braust's von jung und alten Rossen, Die das Gehege hält umschlossen. Und weiter sieht man Wies' und Felder, Darüber Heiden auch und Wälder Und endlich ferne blaue Hügel, Die Grenzen für der Sehnsucht Flügel. Ich lebte dort in jungen Tagen Voll stillem, freundlichem Behagen. Es leitete mir Herz und Hand Das beste Elternpaar. Der Stand, Dem sie gehörten, ward der meine. Den Landbau trieb ich im Vereine Mit allen, die belebt das Gut. Dem Knaben gab man schon die Hut Der Gäns' und Schweine, Küh' und Pferde. Rangmäßig stieg von Herd' zu Herde Ich allgemach; dann hinterm Pfluge