305 hinab in die qualmigen Städte des Tieflandes, daß sie dort im Verein mit denen vom Harz und Riesengebirge Waldmärchen voll Harzduft, Vogelfang und Quellenrauschen an stillen Abenden er¬ zählen; aus seinen betriebsamen Bergnestern nehmen auch all die bunten Sächelchen, all der Spieltand, die überreiche Fülle jener kleinen Kunstwerke ihren Weg in die weite Welt, die bestimmt sind, den Weihnachtstisch zu zieren und den lärmenden Jubel seliger Kleinen zu wecken. Und nun hat sich die rastlos nach immer neuen Erwerbszweigen suchende Industrie Thüringens seit einer Reihe von Jahren daran gemacht, der Ausschmückung des Christbaums erhöhten Reiz zu leihen. Aus Thüringen kommen die buntglitzernden, zierlichen Sächel¬ chen, die jetzt als Christbaumschmuck in den Handel gebracht werden. In den letzten Jahren hat man, der Not zu steuern, wie sie be¬ sonders in dem armen Gebirgsdorfe Steinheid herrscht, doppelte Anstrengungen gemacht, die Welt draußen für den Ankauf von Christ¬ baumschmuck anzuregen. Alle an seiner Herstellung beteiligten Fa¬ milien haben sich zusaminengetan, um auf genossenschaftlichem Wege mit Umgehung der gewinnziehenden Kaufleute billiger liefern zu können und dadurch zugleich größeren Absatz zu erzielen. Die Herstellung des Christbaumschmuckes fällt in das Fach der Glasbläserei. Daher beschränkt sich auch diese Industrie auf wenige Orte in der Gegend des heute weltberühmten Dorfes Lauscha, wo vor etwa dreihundert Jahren die erste Thüringer Glashütte be¬ gründet wurde. Wie in Lauscha, so ist auch in dem darüber sich auf¬ bauenden Dörfchen Jgelshieb und dem nachbarlichen Neuhaus am Rennsteig jetzt die Anfertigung des Christbaumschmuckes zu Hause. Ganz besonders aber beschäftigt sich das unsäglich arme Dorf Stein¬ heid mit der Herstellung dieser zierlichen Gegenstände. Seine schiefer¬ gedeckten Hütten bauen sich auf einer allen Unwettern ausgesetzten, 414 m hohen Hochfläche nahe dem bewaldeten Berge Kieferle auf. In diesem welteinsamen Bergdorfe, über - dem die Nebel oft wochenlang brauen, die Winde heulen und des Nachts aus den Wäldern das Klagen sturmgepeitschter Fichten hallt, wo die Not Hütte an Hütte an dem Herde der Armen sitzt, da entstehen alle die blitzenden Kugeln, Sterne, Äpfel, Birnen, Trauben, alle die bunt¬ schillernden Sächelchen, die bestimmt sind, eine leuchtende Zier deut¬ scher Weihnachtsbäume zu bilden. Hausindustrie ist alles und in den einzelnen Stufen der Herstellung verteilt. Das Eintönige der Arbeit erzeugt eine Geschicklichkeit und Ausdauer, die der K.-J.. B ra. 20