306 Schnelligkeit und Billigkeit zugute kommt. Die schwierigste Arbeit bleibt dabei nur den an der Stichflamme sitzenden Leuten, denen das Einblasen in die verschiedenen Formen obliegt. Bei billigen Gegen¬ ständen ist bereits der Glasfluß bunt getönt. Bei den besseren Sorten tritt außer dem mechanischen Eintauchen der Kugeln, Früchte und anderer Dinge in Stärkefarbe noch der Maler in seine Rechte, mit schneller Hand die letzten flüchtigen Pinselstriche anzutupfen. Da es stets nach vielen Dutzenden geht, so heißt es auch hier mit der Zeit geizen. Wenn alles verspiegelt, bemalt, getrocknet ist, wo¬ bei die Handreichungen meist den Kindern zugewiesen sind, die auch die Ösen und Haken befestigen, dann wird gesondert, in Pappkästen eingepackt, diese wieder in Kisten, und der Fuhrmann führt sie mit lustigem Peitschenknall durch die rauschenden Wälder bergab hin¬ unter zur Bahn. So arm dieses Völkchen auch ist, die Poesie blieb ihm Trösterin. Und poetisch heimelt auch den Fremdling ein Gang durch solch ein einsames Waldnest an. Da fehlt in keinem Heim der Kreuzschnabel im Bauer, der ja alle Krankheiten „anzieht", dazu irgendein lustiger Waldessänger, mit dem es sich gut um die Wette pfeifen und schmet- tern läßt. Und wenn dann die Lichter brennen Hütte für Hütte, draußen tiefer Schnee alles deckt, Wald und Berge schlafen, die Sterne so kalt am Himmel funkeln, dann ist es um so heimlicher und trauter im engen eigenen Nest. Dann mag nur der Sturm anklopfen oder das weiße Geflock um die Fenster tanzen — das Lichtftubenleben hat seine eigene Poesie! Während die Hände sich eifrig regen, baut die Phantasie sich goldene Schlösser von dem Ver¬ dienst, den die Arbeit abwerfen soll. Ist er auch noch so schmal, den eigenen Kleinen eine Freude zu bereiten, wo man so viel Tau¬ senden Fremden draußen in der Welt solche schasst, wird doch noch ein wenig abfallen. So wirft das Weihuachtsfest mit seinem Kerzen¬ schein auch in die Herzen der armen Gebirgsbewohner einen still¬ beseligenden Schimmer. <£. hentschel und G. Märkel. 181. Der Berkehr auf der Grotzstadtstratze. (Berlin.) Das Leben und Treiben, das die Großstadt tagsüber erfüllt, nimmt mit dem Eintritt der Nacht kein Ende, denn die Großstadt geht nicht zur Ruhe. Während sich die letzten müden Großstädter in später Nacht nach Hause begeben, um ihr Lager aufzusuchen, sind andere schon wieder wach urtb arbeiten für den kommenden