8. Kanniwerstan. 431 5. 0 reicher Gott! du ließest doch nicht ganz mich freudenleer; ein süßer Trost für alle Welt ergießt sich himmelher. 6. Noch steigt in jedem Dörf¬ lern ja dein heilig Haus empor; die Orgel und der Chorgesang ertönet jedem Ohr. 7. Noch leuchten Sonne,Mond und Stern so liebevoll auch mir, und wenn die Abendglocke hallt, so red’ ich, Herr, mit dir. 8. Einst öffnet j edem Guten sich dein hoher Freudensaal; dann komm’ auch ich im Feier¬ kleid und setze mich ans Mahl. WljlunD. 8. Kannitverstan. Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, Betrachtungen über den Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und zufrieden zu werden mit seinem Schicksal, wenn auch nicht viel gebratene Tauben für ihn in der Luft herumfliegen. Aber auf dem seltsamsten Umwege kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch den Irrtum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntnis. Denn als er in diese große und reiche Handelsstadt voll prächtiger Häuser, wogender Schiffe und ge¬ schäftiger Menschen gekommen war, fiel ihm sogleich ein großes und schönes Haus in die Augen, wie er aus seiner ganzen Wanderschaft von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch keins erlebt hatte. Lange betrach¬ tete er mit Verwunderung dieses kostbare Gebäude, die Kamine auf dem Dache, die schönen Gesimse und die hohen Fenster, größer als an des Vaters Haus daheim die Thür. Endlich konnte er sich nicht enthalten, einen Vorübergehenden anzureden. „Guter Freund", redete er ihn au, „könnt Ihr mir nicht sagen, wie der Herr heißt, dem dieses wunderschöne Haus gehört mit den Fenstern voll Tulipanen, Sternenblumen und Levkojen?" — Der Mann aber, der vermutlich etwas Wichtigeres zu thun hatte und zum Unglück gerade so viel von der deutschen Sprache verstand, als der Fragende von der holländischen, nämlich nichts, sagte kurz und schnauzig: „Kannitverstan!" und schnurrte vorüber. Dies war ein holländisches Wort, oder drei, wenn man's recht betrachtet, und heißt auf deutsch so viel als: „Ich kann Euch nicht verstehen." Aber der gute Fremdling glaubte, es sei der Name des Mannes, nach dem er gefragt hatte. „Das muß ein grundreicher Mann sein, der Herr Kannitverstan", dachte er und ging weiter. Gast' aus Gast' ein kam er endlich an den Meerbusen, der da heißt: Het Ey, oder auf deutsch: das Npst^on. Da stand nun Schiff an Schiff und Mastbaum an Mastbaum, und er wußte anfänglich nicht, wie er es mit seinen zwei einzigen Augen durchfechten werde, alle diese Merkwürdigkeiten genug zu sehen und zu betrachten, bis endlich ein großes Schiff seine Aufmerksamkeit an sich zog, das vor