465 zu verkaufen. Da sieht man ferner den Yankee, den echten Amerikaner, mit geschäftiger Eile durch die Strassen wandern. Nur Geld und Gewinn treibt ihn, und auf seinen stark aus¬ geprägten Zügen ruht bloss der Ausdruck kaufmännischer Ge¬ winnsucht. Da sieht man die Vertreter fremder Nationen, den stolzen Engländer mit rölhlichem Haar und scharf gebogener Nase, den schwarzäugigen Italiener, den beweglichen Franzosen, den sonnverbrannten Spanier, den schlauen Iren, den gemüth¬ lichen Deutschen, im blauen Kittel und mit dem Wanderstabe in der Hand. Dazwischen gewahrt man überall die Neger, deren Vorfahren einst aus dem heissen Afrika als Sklaven hierher geschleppt worden sind. Jetzt hat die Sklaverei zwar aufgehört, aber jene Unglücklichen werden von den Amerikanern mit grenzenloser Verachtung behandelt. Unglaublich schnell ist Neu-York in Folge seiner günstigen Lage zum ersten Handelsplatz der Neuen Welt emporgeblüht. Im Jahre 1700 hatte die Stadt 4500, im Jahre 1800 schon gegen 60,000, und jetzt zählt sie fast eine Million Einwohner. 367. Asien. ^jCfien ist die Geburtsstätte der Menschheit, die Wiege der Völker, der Ursitz aller Gesittung. Die ganze alte Geschichte hat in Asien ihren Angelpunkt, von Asien aus sind die Völker vorgedrungen über Nordafrika und Europa und haben die Bildung nach Westen ge¬ tragen bis nach Amerika; wie die Kultur des letzteren eine Tochter ist der europäischen, so ist Europa eine Tochter von Asien. Ehe man noch wußte, daß ein Festland Europa als Anhängsel des großen asiatischen Continents vorhanden sei, vielleicht ehe noch ein Hirt oder Jäger über die Wolga und den Ural hinausgedrungen war, blüheten im Orient schon Weltreiche, herrschten mächtige Könige in prächtigen Palästen und großen Städten über Millionen von Unterthanen, forschten schon Weise in den Geheimnissen der Sterne, ließen schon Priester zur Ehre der Götter ober- und unterirdische Tempelhallen bauen, kämpften schon Völker mit Völkern auf Leben und Tod. Aber diese frühe und glänzende Bildung ist auf einem Punkte stehen geblieben, das Völkerleben hat sich unter dem Despotismus der Herrscher verknöchert, die Asiaten sind alte unmündige Kinder. Schon 400 Jahre vor Christo, als die mächtigen PerseHönige das kleine Griechenvolk mit dem Gewicht ihrer Heere zertrümmern wollten, zeigte sich's, daß asiatischer Glanz in seiner Hohlheit und Nichtigkeit zerrann vor europäischer Kraft. Der schönste, begabteste, kraftvollste Menschenstamm, der kaukasische, ist wohl in Asien geboren, aber erst in Europa zur Ent¬ wickelung seiner Kraft gelangt. Und das Christenthum, das ein Freiensehner, Deutsches Lesebuch für Volksschulen 30