226 besser, einer helfe dem andern, als daß sie sich beide töteten. Also schrie bald der eine, bald der andere um Hilfe, jeder in seiner Sprache. Endlich hörten Deutsche des Deutschen Ruf, und sie machten sich sogleich daran, den Kameraden zu retten. Als der Deutsche ans Licht gekommen war, sagte er ganz trocken: „Es steckt noch einer drunten, ein guter Kamerad.“ Der wurde also auch heraufgezogen. Wie sie nun sahen, daß es ein Franzose war, wollten sie ihn nieder¬ hauen. Das litt aber der Deutsche nicht, sondern sagte: „Wir haben einander versprochen, daß einer den andern rette; er hätte es auch getan, wenn mich die Franzosen bekommen hätten.“ Diesen Vertrag, den die Freunde geschlossen, achteten die Feinde, und er wurde zwar als Gefangener nach Kriegsrecht fortgeführt, aber wie ein Kamerad von Kameraden gehalten. Bertholt! Auerbach. 242. Der gute Aainerad Ich hatt' einen Aameraden, einen bessern sind'st du nit. Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite in gleichem Schritt und Tritt. 2. Tine Auge! kam geflogen; gilt's mir, oder gilt es dir? Ihn hat es weggerissen, er liegt mir vor den Füßen, als wär's ein Stück von mir. 3. Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad': „Aann dir die Hand nicht geben; bleib du im ew'gen Leben mein guter Aamerad!" Ludwig Uhland. 243. Der preußische Soldat und der gefangene Franzose. Während der Belagerung der Festung Metz, kurz vor ihrer Übergabe an das deutsche Heer, am 27. Oktober 1(870, ereignete sich folgende hübsche Geschichte. Tin in die Festung gehöriger französischer Soldat war von den preußischen Vorposten gefangen genommen worden. Tr sollte nach Torny, wo der Feldherr Prinz Friedrich Aarl sein Hauptquartier hatte, gebracht werden. Auf diesem Wege mußte er mit dem ihn begleitenden Soldaten durch ein nahe bei Metz liegendes Dorf, wo feine Frau und seine Ainder wohnten. Tr bat daher, unterwegs seine Familie besuchen zu dürfen, und der gutmütige Pommer, der an seiner Seite ging,