195 —— — — 0 — — —— Zieten. — — Uachtwachen, die er im Vorzimmer des Königs für sich selbst tun mußte, übernahm er öfters noch solche gegen Bezahlung für andere Pagen, um mit dem Gelde seine arme Mutter zu unter— stützen. Einst wollte sich der König, da er nicht schlafen konnte, etwas vorlesen lassen. Er klingelte wiederholt; allein der Page kam nicht. Da stand der König auf, ging ins Vorzimmer und fand hier den jungen Zieten schlafend am Tische sitzen. Vor ihm lag ein angefangener Brief. Der König trat leise hinzu und las: „Meine beste, geliebteste Nutter! Jetzt ist es schon die dritte Uacht, daß ich für Geld die Wache beim König habe. Beinahe kann ich es nicht mehr aushalten. Indes freue ich mich, daß ich nun wieder zehn Taler für Sie verdient habe, die ich Ihnen hierbei schicke. . .“ Der König, gerührt durch das edle Herz des Jünglings, ließ ihn schlafen, ging in sein Zimmer und kehrte bald mit zwei Rollen Dukaten zurück. Leise steckte er dem Pagen in jede Tasche eine und legte sich dann wieder zu Bette. Wie erschrak aber Zieten beim Erwachen, als er in seiner Tasche das Geld fand. Wohl ahnte er sofort, daß der König es hineingesteckt habe, und er freute sich sehr über die Gabe, womit er nun wieder seine Mutter unterstützen konnte. Ollein, daß der König ihn schlafend gefunden hatte, machte ihm dennoch Sorge. Sobald er daher morgens zum Könige kam, bat er demütig um Verzeihung und dankte für das gnädige Geschenk. Friedrich lobte jedoch seine kindliche Liebe, ernannte ihn zum Fähnrich und schenkte ihm noch eine weitere Summe Geldes zur Bestreitung alles dessen, was er zu seiner neuen Stellung nötig hatte. . Scherer 93. Zieten. Der große Rönig wollte gern sehn, was seine Gen'rale wüßten. Da ließ er an alle Briele ergehn, daß sie gleich ihm schreiben müßten,