292 so wurde der genaueste Einklang in das Beamtenthum gebracht. Die äußerste Pünktlichkeit und Sorgsamkeit in den Geschäften durchdrang dasselbe, vom Könige ausgehend, der mit unnachsichtlicher Strenge jede Unregelmäßigkeit oder Nachlässigkeit ahndete. So gelang es ihm, die preußischen Finanzen in einen höchst blühenden Zustand zu bringen; am Ende seiner Regierung lieferte der Staat trotz seiner Kleinheit 7Vü Millionen jährlicher Steuern und hatte einen Schatz von 8 Millionen Thaler. Alle diese Bemühungen um die Verwaltung hatten hauptsächlich den Zweck, ein tüchtiges Heer zu erhalten. Geld und Soldaten — das waren nach Friedrich Wilhelms I. Überzeugung die beiden Bedingungen der Staatsmacht. Besondere Verdienste erwarb sich Friedrich durch seine Fürsorge für den eigentlichen Volksunterricht. Besonders in Ostpreußen hat er sehr viele Landschulen angelegt und dadurch einem höchst dringenden Bedürfnis abgeholfen. Mit größtem Erfolge wirkte er für den Anbau des Landes. Die Wunden, die der dreißigjährige Krieg geschlagen hatte, waren noch lange nicht geheilt; es gab noch eine Unzahl wüster Stellen in Stadt und Land; verlassene Bauernhöfe und Dörfer, heruntergekommene Städte fanden sich in großer Menge. Da sparte nun Friedrich Wilhelm nicht Geld und Gut; noch weniger ließ er es an Gesetzen und Verordnungen fehlen, um die verödeten Stätten wieder zu beleben und in Anbau zu bringen. Rastlos ermunterte er die Unterthanen dazu und zog durch freigebige Unterstützung und viele Bewilligungen fremde Ansiedler herbei. Viele StädteH und Dörfer erhoben sich wieder aus ihren Trümmern; andere erweiterten sich bedeutend, namentlich Berlin, wo er die Reichen zwang, Häuser zu bauen, und so den Stadttheil „Friedrichsstadt" sehr vergrößerte. Berlin zählte im Jahre 1740 schon 98000 Einwohner; es war durch Friedrich Wilhelm I. fast um die Hälfte gewachsen. Am meisten verdankte ihm die Provinz Ostpreußen, die er im schlimmsten Zustande vorfand. Dies Land war durch die Pest verheert und namentlich Littauen ganz entvölkert worden. Hier hat nun der König den reichsten Segen gewirkt. Sonst so karg, spendete er Millionen zum Anbau, zog viele tausende von Kolonisten herbei und erreichte es durch preiswürdige Ausdauer und Thatkraft, daß in Littauen 60000 wüste Hufen, an 400 Dörfer und Ämter und 6 Städte angebaut wurden. Diese Provinz, bei seinem Tode so bevölkert und kultiviert wie irgend eine, war so recht seine Schöpfung. Auch für Gewerbe und Manufakturen^) that er viel. Er verbot, ausländische Waaren zu kaufen, wenn sie im Lande erzeugt werden konnten, und unterwarf seinen Hof auch hierin denselben Gesetzen, unter die er sein Volk beugte. Namentlich die Wollmanufakturen brachte er in große Ausnahme. Weniger gelang es ihm mit dem Handel, weil 0 z. B. Krossen, Köslin, Hamm, Templin, Iserlohn, Wittstock, Luckenwalde. 0 Manufaktur, eine Handwirkerei, ein Gewerkhaus, in welchem Stoffe aus dem Pflanzen- und Thierreich verarbeitet werden, z. B. eine Strumpfwirkerei, Tuch¬ weberei usw.