320 und wieder leicht ums Herz. Armer Kannitverstan, rief er aus, was hast du nun von allem deinem Reichthum? Was ich einst von meiner Armut auch bekomme: ein Todtenkleid und ein Leintuch und von all deinen schönen Blumen vielleicht ein Rosmarin auf die kalte Brust oder eine Raute. Mit diesen Gedanken begleitete er die Leiche, als wenn er dazu gehörte, bis ans Grab, sah den vermeinten Herrn Kannitverstan hinab¬ senken in seine Ruhestätte und ward von der holländischen Leichenpredigt, von der er kein Wort verstand, mehr gerührt als von mancher deutschen, auf die er nicht acht gab. Endlich ging er leichten Herzens mit den andern wieder fort, verzehrte in einer Herberge, wo man deutsch verstand, mit gutem Appetit ein Stück Limburger Käse, und wenn es ihm wieder einmal schwer fallen wollte, dasz so viele Leute in der Weh so reich seien, und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein groszes Haus, an sein reiches Schiff und an sein enges Grab. 190. 3)as Eisen. August Grube. (Gekürzt.) Biographien aus der Naturkunde. Zweite Reihe. 4. Aufl. Stuttgart. 1870. S. 223. Ohne Eisen könnten wir keinen Augenblick leben; denn das Eisen rollt in unserem Blute und gibt ihm die rothe Farbe, das Eisen fertigt die Wiege des Säuglings und den Sarg des Todten, das Eisen baut uns die Häuser, wärmt uns die Zimmer, schließt uns die Thüren, das Eisen pflügt unsere Äcker, mäht unsere Wiesen und Felder und hilft das erworbene Gut uns schützen, wenn die Feinde den Herd und die Freiheit bedrohen. Mit dem Eisen stärken wir den Huf unserer Pferde und zügeln wir ihren wilden Muth, aus Eisen bereiten wir dem Dampfwagen eine Straße, durch Eisen erzeugen wir jenen elektrisch-magnetischen Strom, der mit der Schnelligkeit des Blitzes auf dünnem Drahte unsere Gedanken fortträgt von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Unsere Zeit baut Schiffe aus Eisen und errichtet eiserne Häuser und Kirchen. Und selbst die feinsten Schmucksachen werden setz. aus Eisen gegossen. Gold und Silber sind freilich glänzender und schöner, aber wir können die silbernen Pokale und goldenen Ringe entbehren, und wer nicht mit silbernen Löffeln und Gabeln essen kann, läßt sich's auch mit eiserner Gabel und einem Blechlösfel wolschmecken. Das Eisen ist das allerunscheinbarste Metall, und doch müssen wir erst durch seine Hilfe die übrigen Metalle gewinnen und können mit ihm alle übrigen Metalle ersetzen. Das Eisen ist wie das Getreide zur Nothdurft und Nahrung des Leibes und Lebens erschaffen, es ist uns nöthig wie das tägliche Brot. Die gütige Vorsehung hat aber auch Sorge getragen, daß dieses allernützlichste Metall in Hülle und Fülle auf Erden vor¬ handen sei, in viel größeren Massen als jedes andere Metall. Sie hat