— — — — — — 188 — —— — — — — — — 140. Eine grausame Todesart. Die Abelsberger sind von jeher die Klügsten im Lande gewesen. Die fanden zu jeder Spalte den richtigen Keil. Eine der bewunde— rungswürdigsten Taten der Abelsberger war, wie sie die Maulwürfe eingeschüchtert haben. Die Wiesen um Abelsberg waren alljährlich, besonders im Herbst und Frühjahr, voller Maulwurfshügel. Des war der Gemeinderat be— trübt und der Bürgermeister seufzte oftmals auf: „Liebe Genossen, wir kommen ganz um unser Gras!“ Da geschah es, daß der tapfere Knabe Gosel, Bürgersohn von Abelsberg, eines Tages einen lebenden Maulwurf fing und in einem Eisenkäfig nach Hause brachte. Auf dem Marktplatze wurde ein Tisch errichtet, darauf wurde der Käfig gestellt und angenagelt und das Volk der Stadt strömte zu— sammen den dunkeln Bösewicht zu sehen. Unter Verwünschungen und Fäusteballen stürmte die Menge auf den Gefangenen ein und die Polizei hatte zu tun um ihn zu schützen vor der Volksrache, damit er ordnungsmäßig gerichtet werden könnte. Das Todesurteil war ge⸗ sprochen, der Stab gebrochen über den armen Sünder, der hier an dem Pranger stand. Selbiger gebärdete sich aber zur allgemeinen Ent— rüstung schier wohlgemut, guckte mit seinen hellen Äuglein neugierig auf die Menge und schnupperte schalkhaft mit dem Schnäuzlein zwischen den Eisenspangen hervor. Noch war aber der hohe Rat wegen der Todesart nicht einig. Das stand fest: Ein Beispiel sollte an diesem Gesellen aufgestellt werden, wie ein ähnliches das wühlende Geschlecht noch nicht erfahren hatte. Einige waren für das Hängen, aber der Übeltäter hatte dafür einen zu kurzen und dicken Hals; es wäre der Strick abgeglitten. Andere wollten ihn enthaupten; das fand der Rat jedoch viel zu ehrenvoll für den Schelm. Das Verbrennen wurde zurückgewiesen, weil der Feuertod erst recht einen glänzenden Schein um das Haupt des Verbrechers ge— legt hätte. Da erhob sich ein weißlockiger, langbärtiger Greis und begann unter lautloser Stille der Menge so zu reden: „Wohlweiser Rat von Abelsberg! Hochansehnliche Versammlung! Wichtig ist die Tat, die wir zum Wohle unserer geliebten Stadt heute vollbringen wollen. Wir haben freilich nur einen einzelnen Maulwurf vom Leben zum Tode zu bringen, in ihm aber sozusagen sein ganzes Geschlecht, das all— mählich und tückisch den Grund unterwühlt, der uns ernähren muß, wie er unsere Vorfahren ernährt hat. Darum sind die Maulwürfe unsere Erbfeinde. Zwischen uns und ihnen gibt es keine Versöhnung!“ — Ein ungeheurer Beifallssturm unterbrach den Redner. Selbst der kleine Gefangene spitzte die Ohrlein und stellte sich dann höchst possier—