131 gegenüber an der Suppenschüssel saß, erzählte sie ihm, daß sie mit Sand in Eichstädt gewesen und dort dem Bischof so nahe gekommen sei, daß sie jedes seiner Worte verstanden habe. „Was sagte er denn?" fragte Benedikt. »Er stand," antwortete die Witwe, „mitten unter den Domherren in der neuen Kirche, die er hat bauen lassen, und beratschlagte mit ihnen, mit was für Steinen der Fußboden belegt werden dürste. Der eine riet dies und der andere das, bis der hochwürdige Herr der Unterredung damit ein Ende Machte, daß er sagte: „Nun, morgen um die elfte Stunde haben wir die fremden Steinmetzen hierherbestellt und wollen die Proben beschauen, die sie von allerlei Sand- und Marmelsteinen bei sich haben; aber wir fürchten, ein solches.Pflaster möchte für unsern bischöflichen Beutel zu teuer kommen. Wir werden uns wohl die Backsteine gefallen lassen müssen, die am wohl¬ feilsten sind." „So so!" versetzte Benedikt, warf seinen Löffel von Horn in die Tischlade, wünschte seiner Mutter eine gute Nacht und ging unter das Dach hinauf in seine Schlafstätte. IV. Das Sandweib hatte übrigens den Fürstbischof ganz recht verstanden. Schon bald nach der zehnten Stunde des Morgens versammelten sich in der neuen Kirche zu Eichstädt, in der von der Hand des Maurermeisters nichts mehr fehlte als das Pflaster, etliche Steinmetzen, die der Bischof aus Tyrol, dem Fichtelgebirge und dem Rheingau auf seine Kosten berufen hatte. Die Steinproben trugen ihnen ihre Gesellen in kleinen hölzernen Kasten nach und stellten sie nebeneinander auf eine lange Tafel. Darauf fanden sich nach und nach mehrere Grasen und Herren aus der Nachbarschaft ein, die schon reichlich zu dem Kirchenbau beigesteuert hatten und nun auch noch bei dem Pflaster ein übriges thun sollten. Endlich erschien auch der Fürstbischof mit der ganzen Geistlichkeit und seinen weltlichen Beamten hinter sich, und als alle beisammen waren, schien es fast, als sollte eine Kirchenversammlung ab¬ gehalten werden, so viele waren ihrer. Der Bischof nahm nun die schön geschliffenen Proben aus den Kästlein, eine nach der andern, und es war keine darunter, die ihm und seinem Gefolge nicht gefallen hätte. Auch waren zum Teil die kleinen Marmelsteine in den Schubladen so neben¬ einander gelegt, weiße und schwarze, gelbe und graue, bunte und einfarbige, daß man schon im kleinen sehen konnte, wie herrlich schön ein Steinpflaster davon im großen ausfallen würde. Aber als die fremden Steinmetzen nach¬ einander sagten, was der Quadratfuß an Ort und Stelle koste, und als der Baumeister an den Fingern herrechnete, wie viel Quadratfuß er brauche, und als der Rentmeister die Gesamtsumme in Goldgulden aussprach, fuhr der Bischof mit der Hand hinter das Ohr, und sein Schatzmeister schüttelte mit dem Kopf, und die Grafen und Herren machten große Augen. Ja, ein Mönchlein, das noch nie mehr als einige Heller im Opferstock seines