135 Umfang des Staates um ein Dritteil vergrößerte. Dann kämpfte er ruhm¬ voll gegen die Polen, verteidigte als deutscher Reichsfürst den vaterländischen Boden gegen die Angriffe der eroberungssüchtigen Franzosen und schlug die gefürchteten Schweden, welche in Brandenburg eingefallen waren, im Jahre 1675 bei Fehrbellin aufs Haupt. In dieser denkwürdigen Schlacht, wo der Kurfürst mit 6000 Mann einem doppelt so zahlreichen Feinde gegenüber stand, war sein Leben in höchster Gefahr. Die Schweden kannten ihn an dem Schimmel, den er ritt, und'ihre Kugeln pfiffen dicht um ihn her. Da sprach sein Stallmeister- Fr oben: „Herr Kurfürst, ich sehe, Euer Schimmel ist scheu geworden; gebt ihn mir und besteigt meinen Braunen." Kaum waren die Pferde gewechselt, da sank der treue Diener, von einer Kugel getroffen, tot herab. Der Kurfürst selber kämpfte mit Heldenkühnheit. Als eine Schwadron ihren Hauptmann verloren hatte, stellte er sich an ihre Spitze und ries: „Mut, Kinder! Ich, euer Fürst, bin jetzt euer Hauptmann und will siegen oder ritterlich mit euch sterben!" und er gewann den glorreichsten Sieg. Die Schweden wurden gänzlich geworfen und flohen eilig zum Lande hinaus. Ein Held im Kriege, war Friedrich Wilhelm seinen Unterthanen zugleich der beste Landesvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch den dreißig¬ jährigen Krieg erschöpften und verwüsteten Lande emporzuhelfen. Er unter¬ stützte die Landwirtschaft und ließ in die entvölkerten und verödeten Gegenden Ansiedler aus Holland und der Schweiz kommen, deren Fleiß den sandigen Boden Brandenburgs in Ackerfeld und Gärten umschuf. Für Gewerbe, Fabriken und Handel war er nicht minder thätig; er legte Straßen und Kanäle an, führte die Post ein und stiftete sogar eine Gesellschaft für den Seehandel nach Afrika. Ausgezeichnet durch ernste Frömmigkeit, regsamen Fleiß und mancherlei Kunstfertigkeit, haben die von ihm aufgenommenen 20,000 französischen Protestanten großen Segen gestiftet. Auch der geistigen Bildung seiner Unterthanen widmete der große Kurfürst die treueste Fürsorge. Die Macht und das Ansehen seines Staates endlich vermehrte er vorzüglich durch das tüchtige stehende Heer, welches er gründete. So hinterließ er bei seinem Tode ein blühendes Land, dessen Glück und Ruhm sein Werk war. „Mein Ziel war darauf gerichtet," sprach er kurz vor seinem Ende zu seinem Sohne, „mein kurfürstliches Haus in Ruf, Flor und Ansehen zu bringen. Ich zweifle nicht, mein Sohn, du werdest in den Grundsätzen, wodurch ich den Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein, vor allen Dingen Gott vor Augen haben, deine Unterthanen herzlich lieben, treue Räte hören und das Heft der Waffen nicht aus den Händen lassen; denn dadurch muß nächst göttlicher Hilfe die Sicherheit deiner Länder und der so sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Brandenburg hauptsächlich aufrecht erhalten werden. Mit allem Fleiß sei darauf bedacht, den Ruhm, welchen ich dir als Erbteil 10*