157 122. Trebur. (Geändert.) Ferdinand Dieffenbach. Das Großherzogtum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Darmstadt, 187?. S. 236. Zu den geschichtlich merkwürdigsten Orten des Großherzogtums gehört Trebur. Es liegt in der Provinz Starkenburg, unweit des Rheines, am Zusammenfluß des Landgraben und des Schwarzbaches, und zählt gegenwärtig nahezu 2000 Einwohner. Keine Mauer, keine Inschrift, keine Säule giebt zu Trebur noch Kunde von den mannigfachen bedeutsamen, das Schicksal des Reiches oftmals tief berührenden Ereignissen, deren Schauplatz ehedem das in der deutschen Geschichte viel genannte Trebur war. In den ersten Jahrhunderten des deutschen Reiches hatte das Reichs¬ oberhaupt keine feststehende Residenz. Vielmehr besaßen die deutschen Könige in den weiten Gauen des Reichsgebietes größere Waldungen mit Jagd¬ schlössern, einzelne Güter und Höfe, Paläste und Burgen. Nur an den hohen Kirchenfesten hielten sie sich gewöhnlich in einer der größeren Städte auf und verliehen durch ihre Gegenwart den kirchlichen Feierlichkeiten erhöhten Bilanz. Die übrige Zeit des Jahres verbrachten die römischen Kaiser und deutschen Könige auf ihren Gütern, wo sie deren Bewirtschaftung überwachten, den Freuden der Jagd oblagen und die Angelegenheiten der verschiedenen Provinzen an Ort und Stelle ordneten. Sie entschieden Grenzstreitigkeiten, schlichteten innere Händel, sprachen Recht und versammelten auch an den Orten, wo sie sich aufhielten, die Großen des Reiches, um über wichtige Angelegenheiten des Reiches Beschlüsse zu fassen. Einer dieser Reichspaläste, wie sie zu Speier, Germersheim, Ingelheim, Kaub, Frankfurt, Goslar und anderwärts bestanden, war die königliche Pfalz zu Trebur. Diese wurde wahrscheinlich von Karl dem Großen erbaut. Sein Sohn, Ludwig der Fromme, hielt sich wiederholt 829 und 832 in der Pfalz zu Trebur auf. Er führte in jener Zeit Krieg mit seinem aufrührerischen Sohne Ludwig, der mit seinen Anhängern bis zum Kloster Lorsch vorgedrungen war. Der Sohn unterwarf sich damals, nachdem er vergebens gehofft hatte, die Franken und Sachsen würden zu seinem Heere übergehen. 838 rief eine neue Em¬ pörung des Sohnes Ludwig den Frommen abermals nach Trebur. Sein bald darauf erfolgter Tod setzte den Streitigkeiten ein Ziel und verschaffte dem Sohne die ersehnte Herrschaft über Deutschland. Ludwig der Deutsche hielt sich nach seines Vaters Tod oft in Frankfurt auf und besuchte Trebur Wehrmals. Im Jahre 871 berief er seine Fürsten und Großen zu einem Reichstage nach Trebur, auf welchem die Zwistigkeiten zwischen ihm und seinen Söhnen geschlichtet werden sollten, allein erst zwei Jahre später fand auf dem Reichsgute Birstatt bei Lorsch eine notdürftige Aussöhnung statt, ^ei Gelegenheit einer Unterredung zu Trebnr, welcher viele Großen des Reiches beiwohnten, kam es zu neuen heftigen Auftritten zwischen den an¬