219 Erwerbsquelle der Wald ist, leben in ärmlichen, strohbedeckten Lehmhütten, die besonders, wenn sie sich mit ihrer Hinteren Wand an Felsen und Berg¬ abhänge anlehnen, feucht und ungesund sind. Die zu den Dörfern vereinigten Hütten und Häuser ziehen sich durch die schmalen Thäler in langen, doppelten Reihen hin. Die Dürftigkeit der Wäldler tritt am meisten im Hochspessart hervor, und hier treten auch häufig seuchenartige Krankheitserscheinungen auf. Trotz der harten Arbeit und dürftigen Nahrung findet man indessen im Spessart im allgemeinen kräftige Gestalten. Die rauhe Bergluft härtet ab, und das unverkünstelte, rohe Naturleben erhält den Körper zäh bei allem Elend. Die Leute erreichen hier meist ein höheres Alter als die wohlgenährte Bevölkerung unserer gesegneten Fabriksbezirke. Der Armut des Spessart an Ackerland und Feldbau steht sein großer Reichtum an Holz gegenüber. In seinen meist mit Laubholz bewachsenen Waldungen giebt es Eichen von 50 m Höhe, bei Rohrbrunn Buchen, die 35 m und darüber hoch sind. Die Holzfuhr aus dem Spessart ist ein: überaus bedeutende. Die in großen Massen zum Verkauf kommenden, zum Schiffbau bestimmten Eichenstämme gehen, zu Lang- und Stückholz verarbeitet, meistens nach dem Niederrhein und nach Holland; das sogenannte Schnitt- und Daubholz bleibt in den Rheingegenden, gewöhnliches Bau- und Brenn¬ holz wird zum größten Teile nach Frankfurt und Mainz gebracht. Haupt- einladungsplütze sind bei Gemünden, Lohr und Hanau. 161. Mein Vaterland. Julius Sturm. Deutsche Jugend. Herausgegeben von Lohmeyer. I. Band. Leipzig, 1873. S. 154. 1. Dem Land, wo meine Wiege stand, Ist doch kein andres gleich; Es ist mein liebes Vaterland Und heißt — das deutsche Reich. 2. Wie lieblich sind hier Berg und Thal, Die Wälder wie so schön, Wie lockend auch im Sonnenstrahl Die rebumkränzten Höhn! Z. An Städten rauscht vorbei der Strom, Trägt reicher Kaufherrn Gut, Und freundlich spiegelt Burg und Dom Sich in der blauen Flut. 4. Mein Kaiser aber thront als Held In tapfrer Heldenschar Und führt in seinem Wappenseld Den sieggewohnten Aar. 5. Drum, fragt man mich nach meinem Land, Brennt mir das Herz sogleich, Und stolz dem Frager zugewandt, Ruf' ich: „Das deutsche Reich!"