Bilder aus der Heimat. 287 2. Von jeher ist die Küste der Ostsee von Fischern bewohnt gewesen; leben doch in ihrer Flut Millionen von Schuppenträgern, die den Strand- und Binnenvölkern eine willkommene Nahrung bieten. Die kleinen Sprotten, die breiten Flundern, die jungen Aale und die vielbegehrten Heringe werden jährlich in ungezählten Mengen gefangen und frisch verzehrt oder eingesalzen und versendet. Auch für den Handel ist die Ostsee außerordentlich wichtig. Auf ihrem Spiegel begegnen sich die Kauffahrteischiffe aller Nationen. Sie führen die Erzeugnisse unsers Vaterlandes in ferne Gegenden und bringen die Produkte jener Länder nach den heimischen Gestaden. Wichtig für den deutschen Handel sind die Städte Memel, Königsberg, Danzig, Stettin und Kiel. In neuerer Zeit haben sich viele Fischerdörfer zu Seebädern aus¬ gebildet. Diese werden alljährlich von Tausenden aufgesucht, die durch Baden in den Wellen der Ostsee und Atmen der staubfreien Luft ihre Ge¬ sundheit wieder erlangen oder stärken wollen. In der Ostsee liegen viele Inseln, die den Uferstaaten gehören. Die größte deutsche Insel ist Rügen; sie liegt an der pommerschen Küste, Stralsund gegenüber, und ist eine der schönsten Inseln. An den Küsten der Ostsee wird sehr viel Bernstein gefunden. N. Ljantlrc. 156. Die Uordseeküste in Schleswig-Holstein. 1. Das Wasser der Nordsee erscheint fünfter, grau und undurchsichtig. Zweimal täglich weicht es bei der Ebbe von der Küste zurück und läßt auf dem vom Wasser verlassenen Boden Muscheln, Gesteine und Seepflanzen zurück; zweimal kehrt es bei der Flut wieder; wenn Stürme es peitschen, wirft es seinen ganzen Wogenschwall gegen die von Menschen aufgeführten Dämme. Ganz anders ist die Ostsee: dunkelblau, durchsichtig bis auf den Grund, ohne Ebbe und Flut, daher immer ruhig, wenn nicht Stürme sie aufregen. Die Bewohner haben zum Schutze des Landes gegen die anstürmenden Meeresfluten Deiche, d. h. Dämme gebaut. Diese ziehen sich aber nicht ganz nahe am Wasser hin, sondern liegen ein Stück landeinwärts. Das Land, welches zwischen ihnen und dem Meere liegt, bildet eine weite Ebene, ohne Wald, ja ohne Baum, ohne Busch, ohne Berg und Thal und ohne Hügel, ohne See und ohne Bach. Da sieht man kein Haus, auch keine Hütte; aber Scharen kreischender Seevögel umschwärmen diese öden Ebenen. 3. Übersteigt man dagegen den Deich, so ist es, als wenn man in ein andres Land einträte. Die menschenleere Öde hat sich in ein reiches Fruchtgefilde, in eine liebliche Landschaft mit freundlichen Ortschaften ver-