3. Wiese und Bach. 116. Der Karpfen. 1. Der Karpfen lebt wie alle Fische im Wasser. Dazu ist auch sein Körper eingerichtet. Dieser ist langrund, an den Seiten zusammengedrückt und hat einen zugespitzten, dreieckigen Kopf. Auf dem gebogenen Rücken befindet sich eine lange Rückenflosse mit einem scharfen Stachel. So kann er wie ein Schifflein das Wasser leicht durchschneiden. Gewiß habt ihr, wenn die Mutter den Weihnachtskarpfen ausgenommen hat, auch schon seine Luft— blase gesehen. Wenn ihr sie zertretet, so knallt es. Das kommt von der Luft, die darin eingeschlossen ist. Diese Schwimmblase ist dem Fische gar notwendig. Will er nämlich nach der Oberfläche des Wassers schwimmen, so bläht er sie mit Luft auf; dann wird sein Körper leichter. Will er aber auf den Grund des Wassers hinabfahren, so zieht er die Blase zusammen. Die Menschen können nur kurze Zeit im Wasser untertauchen, dann müssen sie wieder Luft schöpfen, sonst ersticken sie. Das brauchen der Karpfen und alle andern Fische nicht. Sie haben hinten am Kopfe zu beiden Seiten eine Offnung. Hornige Deckel, beim Karpfen mit Strahlen verziert, liegen darauf; man nennt sie Kiemendeckel. Unter ihnen befinden sich die Kiemen. Das sind dunkelrote Fleischfransen, an welchen das Wasser vorbeiströmt, vorn zum Maule hinein und an den Seiten zu den Kiemenlöchern wieder heraus. Luft braucht der Fisch mit seinem Maule nicht einzuatmen. 2. Der Karpfen ist nicht mit Haaren bekleidet wie die vierfüßigen Tiere und nicht mit Federn wie die Vögel. Auf seiner Haut liegen dünne, rundliche Schuppen wie Dachziegel übereinander. Sie sind hornig und mit Adern geziert. Dies Schuppenhemd sieht gewöhnlich auf dem Rücken blau— grün, am Bauche weißgelb und an den Seiten bräunlichgelb aus. An beiden Seiten ziehen sich schwarze Punkte in einer Linie hin. Schwanz- und Rückenflosse sind grau, Brust- und Bauchflossen braun. An seinem kleinen HKopfe hat er dicke, bewegliche Lippen, mit denen er beim Fressen schmatzt, und große Augen mit schwarzen Sternen und gelblichen Kreisen darum. Wozu mag er wohl die vier kleinen Bartfäden am Maule haben? Alle Fische fühlen sich kalt an; denn ihr Blut ist kalt. Es ist rot, das Fleisch aber weiß, und statt der festen Knochen haben die Fische spitzige Gräten. Zz. Weil der Karpfen ein so wohlschmeckendes Fleisch hat, so pflegt man ihn in besondern Karpfenteichen. Er nährt sich von Würmern und allerhand andern kleinen Wassertierchen; auch frißt er Aas und Modererde. Im Winter brauchen die Karpfen keine Nahrung. Da halten sie im Schlamme ihren Winterschlaf. Man fängt sie in Netzen und Rutenkörben oder Reusen, worin eine Lockspeise hängt. Der Karpfen legt viele tausend 83 6*