496 gebesserten Schafzucht sehr in Aufnahme gekommen waren, bedeutend in ihrem Wohlstände gehoben worden. Bisweilen drängte sich ein Bäuerlein an des Königs Wagen, um ihm eine Bittschrift zu überreichen. Friedrich ließ dann halten und sie durch seinen Begleiter in Empfang nehmen. Der Bitt¬ steller konnte überzeugt sein, daß er in Kürze eine Antwort erhalten werde, wie alle jene Bittenden sie erhielten, die sich bei der Anwesenheit des Königs in Potsdam an der „Bittschriftenlinde" vor dem Stadtschloß alltäglich einzu¬ finden pflegten. In Protzen stand der alte General von Zieten vor dem Edelhofe. Der König ließ halten, stieg aus, um den alten Kriegshelden zu ehren, und umarmte ihn. Nachdem er sich eine Weile mit ihm angelegent¬ lichst unterhalten hatte, ging die Fahrt weiter. Wo neue Pferde vor den Rcisewagen gespannt wurden, verließ ihn der König, sprach mit diesem oder jenem, besichtigte auch wohl die in den meisten Dörfern angepflanzten Maul¬ beerbäume. Um eine einheimische Seidenindustrie hervorzurufen und zu heben, mußte jeder Bauer vier Bäume, jeder Kossäte zwei pflanzen, mußten sich Pastoren und Lehrer um diese kümmern. Hier und da warf Friedrich einen Blick auf einen Obstgarten. Derjenige Bauer erhielt daun vom König eine Belobigung, der sich unter Anleitung der zu diesem Zweck angestellten Kreisgärtner in Obstzucht und Gartenbau hervortat. 4. Des Königs Wagen ward von dem Oberamtmann Fromme be¬ gleitet, der dem Könige als Wegsührer diente. Friedrich fragte ihn nach jeder Einzelheit genau aus, vornehmlich auch danach, ob seine Bauern auch recht gut im Stande wären. „Ja, Jhro Majestät," antwortete Fromme, „ich kann das aus dem Hypothekenbuch beweisen. Ein Bauer hat allein 10 000 Taler in der Bank hinterlassen." Darüber freute sich Friedrich. „Ja, es ist recht gut, Jhro Majestät," meinte der Amtmann, „daß der Untertan Geld hat. Aber er wird auch übermütig wie die hiesigen Untertanen, die mich schon siebenmal bei Jhro Majestät verklagt haben, um vom Hofdienst frei zu sein." Der König gab ihm kurz zur Antwort: „Sie werden auch wohl Ursache dazu gehabt haben." Beim Weiterfahren kam der König an eine Gruppe Bauern, die Roggen mähten. Sie bildeten an den Wegseiten zwei Reihen, strichen grüßend ihre Sensen und ließen ihren König durch ihre Reihen fahren. Sie statteten ihm aus diese Weise ihren Dank dafür ab, daß er ihre Hofdienste auf drei Tage beschränkt hatte und sie gegen die Mißhandlungen und Stock¬ schläge von Beamten und Gutsherren in Schutz nahm. 5. Im Dorfe Barsekow trat die Frau von Kriegsheim an den Wagen.des Königs, um sich für die ihrer Familie geschenkten 200 Morgen Landes zu bedanken. Der König hatte dadurch der verarmten Familie helfen wollen, wie er den Landadel durch Vorschüsse an Geld und Saatkorn, durch Gründung von Leihbanken und durch andre Maßnahmen zu stützen suchte. Friedrich hielt