— 129. Verschiedene Übergänge. 159 Boden; man treibt Blätter genug, aber zur Blüte kann man's nieht bringen.“ — Vas willst du hier zunächst anfangen? fragte ihn einer. Er entgegnete: „Noch weiß ich's nicht. Ich will miech zunächst ein wenig umsehen. Man liest Blätter, in denen Leute gesucht werden; man kommt unter Menschen, und sie merken, was man für ein Mann ist; — kurz, ich bin überzeugt, es wird sich bald etwas für mich finden.“ Ich sagte: „Stelle dir das nioht so leicht vorl Wer es hier zu etwas bringen will, der mub sieh sehr rühren, und wer nieht in Bewegung bleibt, der vird umgestoben und kommt den anderen unter die Pübe.“ „Arbeit· — rief er lebhaft — „Arbeit ist natürlich die Hauptsache! Aber es ist ein Unterschied zwischen Arbeit und Arbeit. Wer einen ansehlägigen Kopf hat, der arbeitet wie mit Maschinen und bringt schnell und ohne große Anstrengung zuwege, womit ein beschränkter Menseh sich sein ganzes Leben hindureh abquält. Übrigens bringe ieh einen ganzen Sack voll Gedanken und Pläne mit. Wartet vierzehn Tage, dann werde ich zu eueh sagen: Seht! das bin ioh, das hab' iecb, und das werd' ich noch bekommen!“ Ihm wurde noch einiges entgegnet, und dann sprachen wir von andern Dingen. Ein paarmal kam er noch abends an unsern Tisch, darauf blieb er fort. Nach einiger Zeit aber fand ieh ihn in einem Buttergeschãft, wo ich mir zum Abendessen etwas kaufen vollte. Dort stand er hinter dem Ladentisch als Verkäufer. Er war zuerst etwas verlegen über unser Wiedersehen, erholte siech aber bald und sagte: „Wundere dich nieht darüber, mich auf einem so bescheidenen Posten zu sehen! Es ist nur ein Übergang, und ieh nahm diese Stellung an, weil sich — offen gesagt — für den Augenblick nichts Besseres darbot. Unterdessen aber“ — fuhr er fort, indem er aus einem vor ihm liegenden Käse zierliche Würfel schnitzte — „unter- dessen werfe ieh nach allen Seiten Angeln aus und warte darauf, dab ein Haupthecht anbeißt.“ — Indem kam ein kleines Mädehen in den Laden und forderte: „Für einen Sechser von der ganz guten Butter und für einen Sechser von der weniger guten!“ Er beachtete das Kindehen gar nicht, sondern hub wieder an: „Was ieh jetzt auf dem Korn habe, ist ein Unternehmen, über dessen Wesen und Zweck ich dir noch nichts vertrauen darf. Es geht von einer Gesellschaft aus, die über grohe Mittel gebietet, und es ist nicht unmõglieh, daß ieh die Leitung des Ganzen — — Da ging im Hintergrunde des Ladens eine Tür auf, und es zeigte sich eine starke Prau mit rotem Gesieht und strenger Miene.